Trainer Guus Hiddink gab zum Abschied vor eigenem Publikum in Daegu wieder seinem Star-Sturm Ahn/Seol das Vertrauen. Im Halbfinale gegen Deutschland (0:1) hatten noch Cha und Hwang von Beginn an gestürmt. Die Außenverteidiger Tae Young Kim und Jin Cheul Choi fehlten verletzt, dafür standen Eul Yong Lee und Min Sung Lee in der Anfangsformation. Bei den Türken fehlte der Gelb-gesperrte Top-Angreifer Hasan Sas, für ihn durfte der "Allgäuer" Ilhan Mansiz, im Semifinale gegen Brasilien (0:1) zu Spielbeginn noch auf der Bank, neben Hakan Sükür ran.
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Das Spiel hatte eigentlich noch gar nicht begonnen - da zappelte das Leder bereits zum ersten Mal im Netz. Hong verstolperte direkt nach dem Anstoß den Ball, Ilhan Mansiz ging dazwischen und spitzelte das Leder zu Hakan Sükür. Der zuletzt heftig kritisierte Stürmerstar vom AC Parma stand frei vor Torwart Woon Jae Lee und ließ dem Keeper mit seinem Flachschuss keine Chance. 0:1 nach zehn Sekunden - das schnellste Tor der WM-Geschichte! Die Hiddink-Elf war keinesfalls geschockt. Bereits in der neunten Minute schlenzte Eul Yong Lee einen Freistoß aus 18 Metern wunderschön ins rechte Tordreieck - Ausgleich! Frei von taktischen Zwängen entwickelte sich ein packendes Fußballspiel mit einer brandgefährlichen türkischen Mannschaft, die wiederum eine schnelle Antwort parat hatte. Bastürk leitete den Konter ein, der das 1:2 brachte (13.). Hakan Sükür und Ilhan Mansiz zerlegten die koreanische Hintermannschaft in ihre einzelnen Bestandteile, letzterer durfte das Leder schließlich ins leere Tor schieben.
Die Südkoreaner hielten mit viel Herz und Einsatzbereitschaft dagegen - angefeuert von einem fanatischen Publikum. Ahn ließ Bülent nach 21 Minuten an der Strafraumgrenze wie einen Schulbuben aussehen, traf dann jedoch nur die Querlatte. Was nicht funktionierte, war die umformierte Abwehrkette des Co-Gastgebers. Das lag vor allem auch am glänzenden Zusammenspiel zwischen Sükür und Mansiz. Beide sorgten nach einer guten halben Stunde für den dritten türkischen Treffer. Nach einem feinen Doppelpass steuerte der Youngster allein auf Lee zu und überlupfte diesen clever zum 1:3 (32.). Zwei tolle Reflexe von Lee verhinderten jeweils gegen den frei stehenden Hakan Sükür sogar weitere Gegentreffer (37., 44.). Umstritten allerdings der vermeintliche Anschlusstreffer durch Ahn, der wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht gegeben wurde (40.).
Hiddink wollte seiner Abwehr nach der Pause mehr Sicherheit geben und brachte den eigentlich leicht angeschlagenen "Maskenmann" Kim für Kapitän Hong, der sich einige haarsträubende Fehler geleistet hatte. Und das Team des niederländischen Trainers gab sich keinswegs kampflos geschlagen, fuhr gleich nach Wiederbeginn wild entschlossen zahlreiche Attacken in Richtung Rüstü. Song (49.), Seol (53.) und Eul Yong Lee (54.) stellten den Schlussmann mit Schussversuchen auf die Probe. Mit zunehmender Spieldauer machte sich dann allerdings der Kräfteverschleiß der letzten Wochen bei den "Reds" bemerkbar. Die Partie blieb dennoch interessant - auch, weil die Günes-Elf auf Grund der deutlichen Führung ihre Konter nicht mehr so konsequent ausspielen wollte wie noch in Hälfte eins. In der Schlussviertelstunde mobilisierte Südkorea die letzten Reserven, feuerte aus allen Rohren. Chun Soo Lee vergab in der 79. Minute aus zwölf Metern. Ahn (82.), Cha (84.) und Song (88.) hatten wenig später ebenso kein Glück mit ihren Schüssen. Songs 2:3 - sein Schuss wurde von Cha noch unhaltbar abgefälscht - kam schließlich zu spät und bedeutete nur noch Ergebniskosmetik (90.+2).
Die Zuschauer in Daegu feierten ihr Team trotzdem, das bis zuletzt tolle Moral zeigte, die Partie aber vor allem aufgrund der bärenstarken ersten Hälfte der Türken letztlich verdient verlor.