St. Paulis Trainer Markus Kauczinski, der erst vor kurzem installierte Nachfolger von Olaf Janßen , reagierte auf das 2:2 gegen den MSV Duisburg mit zwei Wechseln: Mittelfeldmann Park und Stürmer Schneider begannen anstelle von Routinier Nehrig (Bänderriss) und den gesperrten Bouhaddouz, der gegen die Zebras nach einem Spritzer mit der Wasserflasche glatt Rot gesehen hatte .
Bochums Coach Jens Rasiejewski kam derweil im Vergleich zum 1:0 beim SSV Jahn Regensburg , dem zweiten Dreier in Folge und dem sechsten Ligaspiel in Serie ohne Niederlage, mit einem Tausch aus: Wurtz musste auf die Bank, dafür rückte der pfeilschnelle Sam rein.
Bochum gibt das Zepter aus der Hand
Das nach den jüngsten erfolgreichen Wochen neu gewonnene Selbstbewusstsein des VfL war sofort zu spüren - und zu sehen: Die Jungs von der Castroper Straße übernahmen vom Anpfiff weg das Kommando, pressten extrem hoch, erzwangen so Ballgewinne und drückten die Hausherren tief hinten rein. Die erste gute Chance in dieser Phase verbuchte Kruse, der nach einem Fehler von Park Gas gab und aus der Distanz mit links abzog. Hamburgs Torwart Himmelmann musste abheben und sich lang machen - was gelang: Der Ball wurde stark zur Seite gelenkt (3.). Wenig später verpasste Hinterseer einen Schuss aus der Drehung (11.). Einziger Nachteil aus Sicht der Bochumer hier: Ab und an fehlte das Tempo gegen die gut stehende Hamburger Abwehr, während es bei finalen Pässen an der Genauigkeit haperte.
Sobiech fackelt nicht lang
Mit fortschreitender Zeit fand wenig verwunderlich auch der FCSP immer mehr rein, was vor allem daran lag, dass die felsenfest stehende Hintermannschaft Sicherheit ausstrahlte. Anfangs folgten einige offensive Nadelstich, ehe die Kiez-Kicker zweieinhalb Wochen vor Silvester ein regelrechtes Offensivfeuerwerk abbrannten - angefangen mit dem verdienten 1:0: Nach einer Freistoßflanke prallte Danilo die Kugel direkt vor die Füße des lauernden Sobiechs, der im Vorfeld dieser Partie noch wegen einer Verhärtung der Muskulatur des Beckenkamms fraglich gewesen war. Der Abwehrrecke zog sofort mit links ab - und traf ins linke untere Eck. Torwart Dornebusch, der noch leicht dran war, streckte sich vergebens.
Sobiech hat den Doppelpack auf dem Kopf
Der 1:0-Torschütze hätte noch vor der Pause gar das 2:0 verbuchen können, wenn nicht müssen: Erst stieg der 1,96 Meter große Abwehrhüne nach einer Freistoßflanke komplett ungedeckt nach oben und scheiterte mit seinem zu zentralen Kopfball aus wenigen Metern Torentfernung an einem glänzenden Reflex von VfL-Schlussmann Dornebusch (39.), ehe Sobiech einen weiteren Kopfball auf den Querbalken setzte. Direkt im Anschluss verpasste noch Allagui (40.). Außerdem versuchte sich noch Sobota aus der Distanz (45.).
2. Bundesliga, 18 Spieltag
Wilder Wiederbeginn mit Paraden und Tor
Den zweiten Abschnitt musste Bochum demnach mit einem 0:1-Rückstand angehen - und das taten die Rasiejewski-Elf mit richtig viel Offensivmut: Stöger zog scharf flach ab und scheiterte an Keeper Himmelmann (47.), während Celozzi aus der Distanz einen saftigen Dampfhammer parat hatte - und dabei ebenfalls an Schlussmann Himmelmann verzweifelte (48.). In diesen ersten Minuten lag das 1:1 förmlich in der Luft, doch ein forscher VfL ließ sich prompt auskontern - und fing sich das 0:2 ein: Cenk Sahin machte über die linke Seite Tempo, blickte schließlich auf und nahm Schneider rechts vor dem Strafraum mit. Der Stürmer zog in die finale Zone, blieb vor dem herauskommenden Torwart Dornebusch cool und schob links unten ein (49.). Für den 23-Jährigen war es das zweite Saisontor im achten Ligaspiel.
Hinterseer nährt die Hoffnung
Lukas Hinterseer brachte Bochum nochmals ran, mehr ging letztlich aber nicht mehr. imago
In der Folge zeichnete sich abzusehendes Bild: Der Gastgeber aus Hamburg schaltete in den Verwaltungsmodus, stand enorm tief, übergab den Ball zuhauf nahezu freiwillig an Bochum und lauerte auf Konter. Trotz des überragenden Sobiechs, der neben seinem Tor gerade defensiv immens viel bärenstark abfing oder verteidigte, sollte sich dieses passive Verhalten rächen: Erst ließ Allagui im Eins-gegen-eins das alles entscheidende 3:0 im Duell mit Torwart Dornebusch liegen (73.), ehe auf der anderen Seite der Anschluss in der 75. Minute fiel. Losilla durfte gegen eine diesmal zu passive Abwehr aus der Distanz freistehend abziehen, der Ball landete schließlich nach einem unglücklichen weil zu kurzen Block vor den Füßen von Hinterseer. Der Österreicher fackelte nicht lang und drückte die Kugel zum 1:2 über die Linie.
Die FCSP-Abwehr steht
In den letzten 15 Minuten rannte der Revierklub nochmals wie verrückt an, holte alles aus den Kraftreserven heraus - und doch sollte dies alles nichts mehr bringen. Im Gegenteil: Gerade in den letzten Minuten machten das die Hamburger clever und holten obendrein am gegnerischen Strafraum noch einen Zeit einbringenden Freistoß inklusive Gelb-Roter Karte für Losilla (89.) heraus.
Nach der nun kommenden Winterpause empfängt der VfL Bochum, der nach sechs Spielen ohne Niederlage mal wieder verloren hat, den MSV Duisburg am Dienstag, den 23. Januar (18.30 Uhr) 2018. Der nach zuvor acht Ligaspielen ohne Dreier gewesene FC St. Pauli, der mit diesem 2:1 obendrein den ersten Sieg unter Neu-Coach Kauczinski gefeiert hat, gastiert dann am Donnerstag, den 25. Januar (20.30 Uhr), bei Dynamo Dresden.