Für die erste Überraschung der EM-Endrunde hatte die Slowakei in ihrem Auftaktspiel gesorgt. Mit einer starken kämpferischen Leistung und schnellem wie ansehnlichem Umschaltfußball setzten sie den favorisierten Belgiern zu und standen am Ende mit einem glücklichen, aber nicht unverdienten 1:0-Sieg gegen den ewigen Geheimfavoriten da. Nationaltrainer Francesco Calzona sah logischerweise keinen Veränderungsbedarf, es begann die gleiche Startelf wie am vergangenen Montag.
Für die Ukraine war das zweite Gruppenspiel dagegen bereits ein kleines Finale, standen die Gelb-Blauen nach der deutlichen 0:3-Klatsche gegen Rumänien in ihrer Gruppe E doch bereits mit dem Rücken zur Wand. Trainer Serhiy Rebrov wechselte deshalb gleich viermal. Den spektakulärsten Tausch gab es im Tor: Nach seinem Patzer beim 2:0 von Rumäniens Marin wurde Real-Keeper Lunin auf die Bank verbannt, für ihn stand Trubin zwischen den Pfosten. Außerdem ersetzten Tymchyk, Brazhko und Ex-Dortmunder Yarmolenko die enttäuschenden Konoplya, Stepanenko und Tsygankov.
Trubin gleich gefordert - und gegen Schranz chancenlos
Der Ukraine war zu Beginn der Druck anzusehen, der auf ihr lastete. Die Slowakei fand besser ins Spiel und drückte den Gegner weit in die eigene Hälfte, Trubin war gleich gefordert: Mit einem ersten Abschluss scheiterte Haraslin im kurzen Eck an einer Fußparade des Keepers, der wenige Sekunden später aus kurzer Distanz auch gegen Schranz hellwach reagierte (10.). Auch bei einem Hancko-Freistoß war Trubin auf seinem Posten (16.), hatte zwei Minuten später gegen Schranz aber das Nachsehen, der aus vier Metern gegen die Laufrichtung des Torhüters zur slowakischen Führung einköpfte (18.).
Em 2024, gruppe e
Die Ukrainer brauchten etwas Anlauf, um ihr schnelles Umschaltspiel auf dem Platz zu bringen. Nach dem Führungstor überließen die Slowaken den Gelb-Blauen mehr den Ball, das Spiel wurde dadurch deutlich schwungvoller. Ein erster Abschluss von Dovbyk, den Pekarik mit einer starken Grätsche blocken konnte (28.), gab der Ukraine schließlich Auftrieb. Tymchyk traf vom rechten Strafraumeck den Pfosten, Keeper Dubravka hatte den Ball mit den Fingerspitzen wohl noch entscheidend abgefälscht (34.). Wenig später scheiterte Mudryk im Eins-gegen-eins am slowakischen Torhüter (36.).
Die Partie war nun ausgeglichen. Vor der Pause scheiterte Zinchenko mit einem Freistoß noch an Dubravka (42.), auf der anderen Seite fischte Trubin einen Schuss von Haraslin stark aus dem rechten Eck (44.), sodass es mit der knappen 1:0-Führung für die Slowakei in die Kabinen ging.
Shaparenkos Ausgleich gibt Ukraine neue Hoffnung
Und auch nach Wiederanpfiff begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe. Annäherungen von Dovbyk auf der einen (51.) und Hancko auf der anderen Seite (53.) blieben ungefährlich. Dann spielte sich die Ukraine einmal strukturiert nach vorne, und schon lag der Ball im Tor. Am Ende war es Shaparenko, der eine mustergültige Hereingabe von Zinchenko zum 1:1 ins Netz schoss und der Ukraine im Rennen um die K.-o.-Runde wieder Hoffnung gab (54.).
Das Spiel kippte nun zugunsten der Gelb-Blauen, die die deutlich aktivere Mannschaft waren. Eine verrutschte Flanke von Shapanenko landete beinahe im Kreuzeck, doch Dubravka war noch zur Stelle (59.). Ansonsten stand die Slowakei defensiv sehr kompakt und ließ keine nennenswerten Torchancen zu, viele Wechsel und Verletzungsunterbrechungen hemmten zudem den Spielfluss. Einen aussichtsreichen Konter vertändelte Yaremchuk schließlich mit einer zu späten Ablage auf Mudryk leichtfertig (74.).
Wie in den Play-offs: Ukraine dreht das Spiel
Es brauchte einen langen Ball hinter die slowakische Abwehrkette, um das Patt zu durchbrechen. Der eingewechselte Yaremchuk nahm den Ball toll aus der Luft und legte ihn in einer fließenden Bewegung an Dubravka vorbei zum 2:1 ins Netz (80.). Es war der Nackenschlag für die Slowaken, die zwar nochmal alles nach vorne warfen, jedoch nicht mehr gefährlich aufkamen. So ging die Ukraine nach einem Rückstand erneut als Sieger vom Platz - wie schon in den EM-Qualifikations-Play-offs gegen Bosnien-Herzegowina (2:1) und Island (2:1).
Das Rennen um die K.-o.-Runde in Gruppe E ist damit wieder völlig offen, die Plätze werden erst am letzten Spieltag endgültig verteilt. Die Slowakei beschließt die Gruppenphase am kommenden Mittwoch in Frankfurt gegen Rumänien (18 Uhr), gleichzeitig treffen die Ukrainer in Stuttgart auf Belgien.