Der FC Bayern entlässt Trainer Julian Nagelsmann. Und Thomas Tuchel wird aller Voraussicht nach der Nachfolger. Es fehlt nur noch die Unterschrift. Diese Entscheidung der Bayern-Bosse ist nachvollziehbar. Was überrascht, ist der Zeitpunkt. Denn die Probleme mit dem 35-Jährigen ziehen sich inzwischen schon über ein Jahr.
Sportlich gab es seit Rückrundenstart 2022 keine Entwicklung. Die Siegesserie im Herbst gilt jetzt als Ausrutscher. Trotzdem erzählten die Verantwortlichen immer wieder, dass sie mit ihm eine Ära prägen wollten, er keinesfalls zur Debatte stehe. Daher hätte man schon früher handeln oder aber auch mit ihm die Saison durchziehen können. Nun aber hat sich diese diplomatische Ansicht geändert.
Aber nicht nur diese Fehlentwicklung und der jüngste Verlust der Tabellenführung am vergangenen Wochenende nach der Niederlage in Leverkusen (1:2) sind für diese Entscheidung verantwortlich, es sind genauso die Geschehnisse fernab des Rasens, die zu diesem Schritt beitrugen. Nagelsmann hatte Stück für Stück die Spieler und damit die Kabine verloren. Allein Joshua Kimmich galt von den deutschen Nationalspielern als treuer Gefolgsmann.
Kritik kam nicht nur von Lewandowski
Robert Lewandowski war der erste harte Kritiker. Es folgten weitere. Darüber hinaus hat sich Nagelsmann mit seinen Auftritten in der Öffentlichkeit wenig Freunde im Team gemacht. Unter anderem sein Wille, der Star dieses Vereins sein zu wollen, und die Außendarstellung gefielen nicht wirklich, wurde als wenig seriös gewertet - ebenso seine Beziehung zu einer „Bild“-Journalistin. Was nicht zu einem Vertrauensverhältnis beitrug. Auch die Entlassung von Toni Tapalovic sorgte für krasse Verwunderung.
Der FC Bayern ist nun mal ein anderer Verein als - bei höchstem Respekt - die TSG Hoffenheim oder RB Leipzig. Da gelten andere Gesetze. Das Münchner Umfeld war ein neues für Nagelsmann und für einen derart jungen Trainer gewiss kein einfaches. Dafür braucht es Erfahrung. Die kann Nagelsmann noch nachholen. Und er wäre nicht der erste Trainer, der eines Tages zum FC Bayern zurückkehrt.
Tuchel war schon mal Thema in München
Jetzt wird Tuchel übernehmen. Der Trainer, der 2021 Chelsea zum Champions-League-Titel geführt hatte, war schon 2018 Thema an der Säbener Straße. Damals aber waren die FCB-Bosse zu langsam, Tuchel entschied sich für Paris St. Germain.
Womöglich sollte sich Geschichte nicht wiederholen, denn Tuchel stand nach kicker-Informationen im ganz engen Austausch mit Tottenham Hotspur. Er hätte sich das Projekt in London vorstellen können. Nun aber wurde Bayern schnell aktiv. Er soll die Münchner in der entscheidenden Phase zu drei Titeln führen. Die Chance ist da.
