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Kommentar zu Frauen-WM-Kader: Rechts droht Qualitätsproblem

Kommentar

Gwinn-Verzicht ist verständlich - aber rechts hinten droht ein Qualitätsproblem

Potenzielle Rechtsverteidigerinnen fürs DFB-Team: Maximiliane Rall, Sophia Kleinherne und Sarai Linder (v. li.).

Potenzielle Rechtsverteidigerinnen fürs DFB-Team: Maximiliane Rall, Sophia Kleinherne und Sarai Linder (v. li.). imago images

Dass Martina Voss-Tecklenburg ihrem EM-Kader vertraut, ist nach dem hervorragenden Turnier 2022 folgerichtig und nachvollziehbar. 20 der 23 Vize-Europameisterinnen hat die Bundestrainerin am Mittwoch auch in das vorläufige WM-Aufgebot berufen, keine fehlt aus sportlichen Gründen.

Almuth Schult ist schwanger, Linda Dallmann und Giulia Gwinn sind nach ihren Verletzungen noch nicht bei vollem Leistungsvermögen. Sinnvoll, dass bei letzteren beiden kein Risiko eingegangen wird und keine Akteurin ohne Spielpraxis nominiert wird: Dafür sind die Alternativen im deutschen Team inzwischen zu zahlreich und zu gut. Die Zeit für Experimente ist vorbei, das ist so kurz vor einer WM konsequent. Voss-Tecklenburg weiß bestens, wem sie vertraut - und wem nicht.

Dass Maximiliane Rall nach der EM aller Voraussicht nach auch die WM verpasst, lässt sich jedenfalls mit ihren Leistungen schwer begründen. Fünf Bundesliga-Tore schoss die sehr offensiv ausgerichtete Rechtsverteidigerin vom Meister FC Bayern, auch defensiv hat sie sich stabilisiert. Auf dieser Position droht Voss-Tecklenburg nun ein Qualitätsproblem.

Voss-Tecklenburg lässt sich selbst wenig Spielraum

Denn durch Gwinns Verletzung und Ralls Nichtberücksichtigung bleiben ihr dort nur Sophia Kleinherne von Eintracht Frankfurt und Sarai Linder von der TSG Hoffenheim. Kleinherne hat Potenzial, doch dass sie auf höchstem internationalem Niveau glänzen kann, muss sie erst noch beweisen. Für Linder (ein halbes Länderspiel) gilt das erst recht.

Kathrin Hendrich und Sara Doorsoun dürften für die Innenverteidigung eingeplant werden, während das Experiment mit Stürmerin Nicole Anyomi rechts hinten beendet ist. Das stellte Voss-Tecklenburg am Mittwoch klar - und lässt sich damit selbst wenig Spielraum.

Janina Minge stieg beim SC Freiburg in der abgelaufenen Saison zu einer der besten Box-to-box-Spielerinnen der Liga auf. Neun Tore erzielte sie, obwohl ihre Hauptaufgaben auch Defensivarbeit umfassen. In den allermeisten Teams bei der WM wäre sie im Kader dabei, zumeist als Stammspielerin. Beim DFB gibt es (noch) keinen Platz für sie.

Auch Waßmuth muss zittern

Im Tor mag die Entscheidung gegen die solide Meister-Keeperin Maria Luisa Grohs (Bayern München) überraschen, doch mit der Frankfurterin Stina Johannes und Ena Mahmutovic (MSV Duisburg) hatte das Trainerteam eine breite Auswahl. Die Entscheidung ist nachvollziehbar. Ob nun die etwas reifere Johannes oder die jüngere, teils spektakulär haltende Mahmutovic die Nummer drei hinter Merle Frohms und Ann-Katrin Berger wird, wird sich zeigen.

23 der 28 Nominierten werden schlussendlich zur WM reisen, Spielerinnen wie Rall, Minge und Grohs warten zudem auf Abruf, falls eine Verletzungsserie das deutsche Team treffen sollte.

Vor Aufbruch in die beiden Trainingslager gelten unter anderem Paulina Krumbiegel, Chantal Hagel und die zuletzt eher schwächelnde Tabea Waßmuth als wahrscheinliche Streichkandidatinnen. Doch Zeit, um Voss-Tecklenburg vom Gegenteil zu überzeugen, bleibt genügend: mehr als fünf Wochen.

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - MAY 31: Joti Chatzialexiou, DFB Director of Sports, speaks during a press conference, announcing the squad for the FIFA Women's World Cup Australia & New Zealand 2023, at DFB-Campus on May 31, 2023 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

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