Bundesliga

Die Bayern-Bosse machen es sich etwas zu leicht

Kommentar

Die Bayern-Bosse machen es sich etwas zu leicht

Sie wurden am Samstag deutlich: Oliver Kahn (li.) und Hasan Salihamidzic.

Sie wurden am Samstag deutlich: Oliver Kahn (li.) und Hasan Salihamidzic. imago images

Lange Zeit haben die Münchner Verantwortlichen nach außen gepredigt, dass Julian Nagelsmann ihre volle Unterstützung und Rückendeckung habe, es keinen Zweifel an ihm gebe und sie mit ihm ein langfristiges Projekt planen. Auch vor gut einer Woche noch. Und auch jedes Mal, wenn es sportlich nicht nach den Vorstellungen der Bayern-Bosse lief. Nach der Niederlage in Leverkusen hat sich diese Ansicht anscheinend schnell gewandelt - oder, und so scheint es wirklich zu sein, einfach nur verstärkt und einmal mehr bestätigt: Es fehlt die Entwicklung, der Trend ist kein guter.

Doch dieser Trend begann bereits im vergangenen Jahr mit einer völlig verkorksten zweiten Saisonhälfte. Robert Lewandowski war vor 13 Monaten der erste, der auf diese Fehl-Entwicklung aufmerksam gemacht hatte. Hören wollte niemand so recht auf ihn. Auch die schwachen Auftritte im Herbst und in diesem Jahr 2023 reichten nicht, um anzuerkennen, wie es wirklich läuft. Weil die Entscheider eben auch wussten, dass eine Entlassung von Nagelsmann unheimlich viel Geld kosten würde. Jetzt war der Kostenfaktor egal.

FC Bayern Muenchen Unveils Newly Signed Head Coach Thomas Tuchel

"Für Thomas Tuchel ist der FC Bayern ein Sechser im Lotto"

alle Videos in der Übersicht

Die Verantwortlichen beim FC Bayern erklärten die Entscheidung für das Nagelsmann-Aus mit sportlichen Mängeln, nicht zufriedenstellenden Resultaten und Missstimmungen in der Kabine. Die Konstellation habe nicht gepasst, sagte Hasan Salihamidzic mehrmals. Wohl wissend, dass er diesen Trainer einst unbedingt haben wollte; dass er diesen krassen Summen zugestimmt hat; dass es seine erste große Entscheidung ohne Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß war. Für den Trainer Nagelsmann trägt Salihamidzic in erster Linie die Verantwortung.

Unterstützung in puncto Moderation und Kommunikation fehlte lange

Jetzt zu sagen, es habe nicht mehr gepasst, mag stimmen. Aber da machen es sich die Bosse ein wenig zu einfach. Denn man hätte es davor ahnen können, dass ein 33-Jähriger - und in diesem Fall trifft Nagelsmann keine Schuld, wenngleich er mit vielen Auftritten Angriffsflächen bot - womöglich noch nicht reif genug ist, um eine Startruppe wie die des FC Bayern zu führen.

Dafür braucht es nun mal Erfahrung - mit großen Klubs, mit Superstars. Oder eben Unterstützung von der Führung in puncto Moderation und Kommunikation - diese fehlte lange Zeit. Und all die Mängel, die Kahn und Salihamidzic am Samstag aufführten, sind nicht neu, sie gab es schon länger, also hätte Bayern auch früher handeln können. Jetzt aber war der Druck zu groß - vor entscheidenden Spielen und deshalb, weil Thomas Tuchel heiß begehrt war auf dem Markt.

Tuchel im Vergleich zu Nagelsmann hat Erfahrung. Und spätestens nach den Stationen in Paris und bei Chelsea ziemlich sicher auch die Reife. Sein Auftritt am Samstag lässt diesen Schluss jedenfalls zu. Tuchel war souverän, klar, voller Eifer und höchst professionell. Das dürfte auch den Bossen imponiert haben, die diese Souveränität und Professionalität - auch beim Entlassungsvorgang von Nagelsmann, der es über die Presse erfuhr, ein wenig vermissen haben lassen.

Georg Holzner

FC Bayern Muenchen Unveils Newly Signed Head Coach Thomas Tuchel

Salihamidzics Anruf bei Tuchel: "Wenn du keinen Bock hast, dann leg auf"

alle Videos in der Übersicht