Weltmeisterschaft

BRD gegen DDR 1974 - Spielbericht: Sparwasser schockt Schön

Die DDR ist Gruppensieger

Sparwasser schockt Schön

Sepp Maier am Boden, der Ball im Netz: Jürgen Sparwasser (3. v. li.) schoss das Tor des Tages.

Sepp Maier am Boden, der Ball im Netz: Jürgen Sparwasser (3. v. li.) schoss das Tor des Tages. IMAGO/Werner Schulze

Bei der Bundesrepublik, die über ihren Zwischenrunden-Einzug schon länger Bescheid gewusst hatte, durfte nach dem 3:0 gegen Australien Flohe als Linksaußen statt Heynckes spielen. Für die DDR, deren Weiterkommen erst kurz vor Anpfiff besiegelt worden war, begannen im Vergleich zum 1:1 gegen Chile Lauck, Kurbjuweit und Kreische anstelle von Seguin, Vogel und Streich.

Die Anfangsphase in Hamburg gehörte dem Favoriten, den die DDR immer wieder zu stören und auszukontern versuchte. Doch die BRD-Auswahl kontrollierte das Geschehen, Flohe hatte per Fernschuss die erste Chance (4.) Wenig später löste sich Müller stark von seinem Bewacher Weise, in der Mitte verfehlte Grabowski jedoch im Fallen das leere Tor (10.).

Nach dieser riesigen Gelegenheit fanden die Manndecker der DDR bald besser zu ihrem Spiel. Weise gegen Müller, Lauck gegen Overath, Kurbjuweit gegen Hoeneß - die Bundesdeutschen waren gut bewacht und verloren zunehmend den Faden. Wenngleich sie Pech hatten, dass Breitner nach einem Einsteigen von Irmscher keinen Foulelfmeter zugesprochen bekam (26.).

Müller trifft den Pfosten

Aus einer disziplinierten Defensive heraus wurden die Ostdeutschen immer stärker, Kreische hatte sogar die hundertprozentige Torchance zur Führung. Doch der Dresdner schoss freistehend über den verwaisten Kasten (32.). Die Bundesrepublik konnte aus ihrem Ballbesitz wenig Profit schlagen, nur Müller wurde aus der Drehung noch mal gefährlich - mit einem Pfostenschuss (40.). Auf der Gegenseite wäre Overath-Bewacher Lauck beinahe zum Torschützen geworden (43.).

Nach der Pause trat die DDR mit mehr Kontrollanspruch auf, was sie jedoch die Spielkontrolle kostete. Grabowski hätte das beinahe ausgenutzt (54.). Daraufhin wurde die Mannschaft von Georg Buschner wieder kompakter und abwartender. Libero Bransch hielt den Laden zusammen.

Die Bundesrepublik tat sich weiterhin enorm schwer, Breitners nächste Chance war ein Zufallsprodukt (62.). Bundestrainer Helmut Schön, gebürtiger Dresdner, brachte schließlich Netzer für Overath, außerdem Höttges für Schwarzenbeck. Bei der DDR kam Hamann für Irmscher ins Spiel.

Joker Hamann als Vorlagengeber

Zu Beginn der Schlussphase wurde ein Foul von Kische gegen Flohe, das wohl im Strafraum stattgefunden hatte, nach außerhalb verlegt, wenig später forderten auch die DDR-Spieler nach einer Beckenbauer-Aktion gegen Kische Elfmeter. Die Pfeife von Schiedsrichter Ramon Barreto aus Uruguay blieb beide Male stumm.

Auch wenn das Spiel der DDR insgesamt besser zum Tragen kam, wirkte die BRD dem Sieg etwas näher. Bis der Underdog in der 77. Minute schnell umschaltete, Joker Hamann aus dem Halbfeld den starteten Sparwasser bediente, dieser sich gegen drei Verteidiger behauptete und hoch zur Führung einschoss.

Netzer fand noch weniger ins Spiel als zuvor Overath, auch Beckenbauer mühte sich in den letzten Minuten vergeblich. Das große Aufbäumen der Bundesrepublik nach dem Gegentreffer blieb aus, die DDR brachte den Achtungserfolg recht souverän über die Zeit. Schlussmann Croy wehrte einen letzten Freistoß von Hoeneß ab, dann war die Überraschung perfekt. Wie auch der Gruppensieg der DDR.