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Wie die Hartberger Ex-Blackies Sturm Paroli bieten

Steirer Derby

Wie die Hartberger Ex-Blackies Sturm Paroli bieten

Erich Korherr freut sich auf das kommende Derby gegen Sturm Graz

Erich Korherr freut sich auf das kommende Derby gegen Sturm Graz GEPA Pictures

Die Vorbereitungen für das Derby gegen Sturm Graz laufen in Hartberg auf Hochtouren. Es ist das Spiel der Spiele für die Oststeirer. "Rapid und Austria ziehen auch, weil sie viele Fans bei uns in der Region haben", holt Erich Korherr, Obmann und Sportlicher Leiter des TSV Hartberg, aus, wenn man ihn nach der Bedeutung des Steirer Derbys für seinen Verein fragt, "Salzburg will sowieso jeder sehen, aber das Derby ist das Derby. Das hat auch bei uns eigene Gesetze."

10. Spieltag

Dass die Hartberger diesmal den Bus parken werden, ist bereits beschlossene Sache. Den Impfbus vor dem Stadion. Auf dem Spielfeld wollen sie die derzeit erfolgsverwöhnten "Blackies" auch im neunten Bundesliga-Derby voll fordern. Von den bisherigen acht Duellen haben sie drei gewonnen, vier verloren, zu Hause spricht die Bilanz mit zwei Siegen, einem Remis und einer Niederlage sogar für den TSV. "Trotzdem sind wir Außenseiter", stellt Korherr fest. Trotzdem sind sieben Hartberger ganz besonders motiviert. Jene mit Sturm-Vergangenheit.

Die sieben Ex

Christian Klem (166 BL-Spiele), Mario Sonnleitner (83), Marc-André Schmerböck (65), Donis Avdijaj (42) Tobias Kainz (33), Michael John Lema (24) und Florian Weiler (0) haben zusammen 413 Bundesliga-Spiele für die "Blackies" bestritten. Und auch wenn sie zum Teil aus unterschiedlichen Generationen stammen, ist Sturm ein verbindendes Element. "Das kommt uns durchaus entgegen", glaubt Korherr, "die gemeinsame Vergangenheit sorgt schließlich dafür, dass auch in der Kabine gleich alles passt. Das ist in Hartberg nicht unwichtig." Denn die vielen Ex-Blackies in Hartberg sind kein Zufall. "Es war immer unsere Intention, so viele Steirer wie möglich in der Mannschaft zu haben. Nachdem die Auswahl in Hartberg begrenzt ist, schaut man halt in die weitere Umgebung und da sind Sturm-Spieler immer und überall gefragt. Sie passen auch vom Charakter her gut zu uns."

Selbst der in Graz noch so verhaltensauffällige Donis Avdijaj, dessen Rückennummer 77, die er 2014 bis 2016 bei Sturm getragen hat, seit einem Monat ein Hartberg-Trikot ziert. "Seit er in Hartberg ist, haben wir nicht ein Problem mit ihm gehabt", muss Korherr "eine Lanze für ihn brechen. Er ist gereift und will sich unbedingt noch einmal als Profi beweisen." Hartberg ist bereits der achte Klub für den die einstige Schalke-Hoffnung seit seinem Abschied aus Graz vor fünf Jahren aufläuft. Wechselte er seine Klubs zunächst noch im Jahresrhythmus, waren es zuletzt nur noch sechs Monate. 

Aus Schalke, Roda Kerkrade, Willem II und Trabzonspor wurden Emmen und Limassol. "Als sich der Abgang von Sascha Horvath abgezeichnet hat, haben wir einen ähnlichen Spielertyp gesucht und sind wieder bei Avdijaj gelandet, der wir schon ein Jahr vorher im Visier gehabt haben. Er hat in den Gesprächen sehr offen und ehrlich über seine Vergangenheit und auch seine Eskpaden geredet und uns glaubwürdig versichert, dass das vorbei ist", bekommt der kosovarische Nationalspieler von Korherr das "hundertprozentige Vertrauen. Wir sind es gewohnt mit solchen Spielern zu arbeiten und machen das, glaube ich, auch gut." Selbst Avdijajs legendäre Interviews, für die er bei Sturm berühmt wurde, sollen der Vergangenheit angehören. "Sein Management arbeitet sehr viel mit ihm in dieser Richtung."

Für uns hat er auf jeden Fall einen großen Mehrwert und kann uns richtig weiterhelfen.

Erich Korherr über Michael John Lema

"Wir sind vom einen oder anderen Glücksgriff auch abhängig", hofft Korherr, dass Avdijaj und auch Belakovic genauso einschlagen werden, wie vor ihnen Horvath, Rep oder Flecker. Eine andere Aktie ist Michael John Lema, der hochveranlagte Flügel, den Hartberg im Sommer von Sturm Graz fix verpflichten konnte. "Wir sind mit Sturm übereingekommen, dass es für uns wenig hilfreich ist, wenn er uns nach seiner Verletzung vielleicht nur ein halbes Jahr zur Verfügung steht, wir ihn aber ein ganzes Jahr zahlen müssen. Die gute Zusammenarbeit mit Sturm hat es dann ermöglicht, dass wir ihn fix verpflichten konnten", ist Korherr überzeugt, „dass er seinen Weg machen wird, wenn er wieder bei hundert Prozent ist. Für uns hat er auf jeden Fall einen großen Mehrwert und kann uns richtig weiterhelfen.“

Mit Schnäppchen wie Lema oder Avdijaj will Hartberg auch weiterhin die Großen ärgern. Erst unlängst hat Rapid-Trainer Didi Kühbauer darüber geklagt, wie schwer es mittlerweile gegen Hartberg & Co. geworden sei. "Wir haben mit Tirol das kleinste Budget, da müssen wir uns nach der Decke strecken. Der Unterschied ist: Bei uns kostet das Rundherum nicht so viel Geld, weil es bei uns im Office nur zwei Angestellte gibt, alle anderen arbeiten ehrenamtlich. Bei einem Großklub gibt es 70 bis 80 Angestellte. Deshalb ist es auch sehr relativ, wenn man nur die Budgetzahlen vergleicht. Wenn man sich anschaut, was davon nur für den Profikader aufgewendet wird, ist der Unterschied nicht mehr so groß."

Gekommen um zu bleiben

Als gestandener Bundesligist dürfe sich der TSV Hartberg aber auch im vierten Jahr seiner Zugehörigkeit zur höchsten Spielklasse noch nicht fühlen. "Es ist Jahr für Jahr ein schwerer Kampf, in der Bundesliga zu bleiben und mit enormen Anstrengungen verbunden. Wir würden natürlich gerne langfristig in der Bundesliga bleiben, arbeiten aber auch so, dass nicht gleich alles zusammenfällt, wenn wir einmal absteigen. Die 2. Liga wird zwar sportlich auch immer interessanter, aber das Fernsehgeld ist nur in der höchsten Liga interessant. Da wäre es gut, Fallschirmzahlungen wie in Deutschland zu bekommen. Im Falle eines Abstieges würden wir auf jeden Fall schauen, dass wir schnell wieder aufsteigen." Schließlich braucht die Steiermark ein Derby.

Horst Hötsch

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