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Thronfolge übergangen: Verliert Balingen Routinier Foelsch?

Regionalliga Südwest, 21. Spieltag - Vorschau

Thronfolge übergangen: Verliert Balingen trotz "besserer Stimmung" Routinier Foelsch?

Lukas Foelsch fühlt sich in der Trainerhierarchie übergangen und denkt an einen Abschied.

Lukas Foelsch fühlt sich in der Trainerhierarchie übergangen und denkt an einen Abschied. IMAGO/Eibner

21. Spieltag

Wer von den Fußballern der TSG Balingen nach der Freistellung ihres vormaligen Erfolgstrainers Martin Braun jenes Aufbäumen erwartet hatte, das die Schwaben im Abstiegskampf der Regionalliga Südwest so dringend benötigen, der sieht sich bislang getäuscht - zumindest, wenn man sich auf die harten Fakten beruft, auf die Spielergebnisse also. Denn von den drei Partien seit dem Braun-Rauswurf gewannen die Balinger nicht eine. Die erste der beiden seitherigen Niederlagen kassierten die Schwaben in Bahlingen (0:2) noch unter Sportvorstand Fabian Kurth, der nach der Trennung von Braun hastig zur Einmal-Interimslösung auf der Bank umpositioniert worden war.

Unter dem aktuellen Interim Denis Epstein, der anschließend übernahm, gab es danach eine verdiente 2:3-Niederlage gegen die U 23 vom 1. FSV Mainz 05. Am vergangenen Wochenende nun holten die Württemberger beim ebenfalls abstiegsbedrohten FSV Frankfurt zwei Rückstände auf und am Ende immerhin ein 2:2, das zwar beweist, dass die Mannschaft lebt - das dem Tabellen-16. im Ringen um die rettenden Platzierungen allerdings kaum weiterhilft.

Bessere Stimmung

Und doch: Glaubt man Verantwortlichen und Spielern der TSG Balingen, dann hat sich in der schwäbischen Kleinstadt unter Denis Epstein - bislang, weiterhin und auch fortan Nachwuchschef und U 23-Coach in Personalunion - tatsächlich ein Mentalitätswandel vollzogen. Auch wenn sich dieser noch nicht so recht an Ergebnissen festmachen lässt. Balingens Routinier Lukas Foelsch, der unter Braun noch spielender Co-Trainer war, sprach etwa davon, dass im Training "mehr Spaß, Freude und auch mehr Feuer drin" sei. Außerdem gestalte Epstein die Einheiten "derart abwechslungsreich, dass die Stimmung im Team trotz sportlicher Krise durchaus gefestigt sei", so der 36-Jährige, der selbst die A-Trainerlizenz besitzt.

Mir zeigt die Vereinsentscheidung, wie die Verantwortlichen meine Kompetenzen einschätzen und wie groß ihr Vertrauen in mich ist: Offenbar nicht sonderlich groß.

Lukas Foelsch über den Entschluss der Klubführung auf der Trainerposition 

Dass Foelsch, bei der TSG großgeworden und zwei Aufstiege gefeiert, den aktuellen Kurzzeit-Interim lobt, ist nicht selbstverständlich. Schließlich hatte Foelsch selbst auf die Position des Cheftrainers spekuliert, auch öffentlich. Von den Vereinsoberen war der frühere Aalener derweil mit einem Angebot als Jugendtrainer vertröstet worden und daraufhin vor rund drei Wochen von seinem Posten als Co-Trainer zurückgetreten. "Mir zeigt die Vereinsentscheidung, wie die Verantwortlichen meine Kompetenzen einschätzen und wie groß ihr Vertrauen in mich ist: Offenbar nicht sonderlich groß", kommentierte Foelsch den Entschluss der Klubführung für Epstein und eine anschließende externe Lösung - und gegen das Balinger Eigengewächs.

Abgang möglich?

Seither kokettiert der 36-Jährige, der auch als Spieler aufs Abstellgleis geraten ist, mit einem Abgang. Unter anderem ist Foelsch als Trainer beim benachbarten Baden-Württemberg-Oberligisten FC Holzhausen im Gespräch. Die Enttäuschung des langjährigen Leistungsträgers, dem unter der vorherigen Klubführung noch der Weg in den Cheftrainer-Job aufgezeichnet worden war, richtet sich also weniger gegen Epstein - als gegen die Entscheider um Vereinschef Eugen Straubinger. Diese hätten ihn in der Thronfolge übergangen, so sieht es jedenfalls Foelsch.

Auch Sascha Eisele ist mit der TSG schon durch dick und dünn gegangen. "Die letzten beiden Spiele haben einen sichtbaren Unterschied offenbart", findet der 29-jährige Defensivallrounder. Und auch die Trainingswochen unter Epstein seien "ganz anders" gewesen - nämlich: "Trotz der sportlich schweren Situation, die teils aussichtslos erscheinen mag, waren Freude und Energie im Training", sagt Eigengewächs Eisele und gibt die Marschroute aus: "Weil die Wochenenden für uns nur selten erfolgreich verliefen, müssen wir uns den Spaß im Training holen, den Kopf oben halten und auch weiterhin alles geben. Und natürlich müssen wir dringend mal wieder gewinnen. Wir können nicht ewig auf der Stelle treten."

Resignation im Abstiegskampf?

Im letzten Spiel des Jahres hätte es für die TSG Balingen eigentlich auf der derzeit eingeschneiten Schwäbischen Alb gegen den TSV Steinbach Haiger gehen sollen, doch aufgrund der Witterungsbedingungen wurde das vorerst letzte Spiel für Denis Epstein als Coach der Viertliga-Mannschaft abgesagt. Zur Winterpause soll ein neuer Trainer übernehmen. Über den Stand der Suche lassen die Verantwortlichen bislang nichts raus.

Tatsächlich schwinden aber mit jeder Niederlage die Chancen auf den Klassenerhalt. Noch immer fehlen dem Tabellen-16. schon neun Punkte auf den viertletzten Rang, der wohl nur noch hypothetisch einen Nicht-Abstiegsplatz darstellen wird. Sollte das realistische Szenario eintreten, dass aus der 3. Liga mindestens ein Südwestklub runtermuss, könnten den Balingern Stand jetzt schon zwölf Zähler zum rettenden Ufer fehlen. Erst 14 Punkte konnten die Schwaben in ihren bisherigen 20 Saisonspielen einfahren. Nun also sollen sie in den übrigen 14 Partien fast so viele Punkte aufholen wie sie bisher überhaupt aufgesammelt haben. Eine Mission, die nach Resignation riecht.

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Die weiteren Begegnungen

Der letzte offizielle Spieltag vor der Winterpause hält bereits am Freitag zwei Partien bereit. Der FSV Frankfurt hat in den vergangenen drei Spielen jeweils gepunktet. Mit der gleichen Erwartungshaltung reist der FSV nun nach Stuttgart, dennoch dürfte dies kein leichtes Unterfangen beim Tabellenvierten VfB II werden. Außerdem empfängt FC-Astoria Walldorf den Bahlinger SC.

Am Samstag stehen vier Duelle auf dem Programm. Der SGV Freiberg hat Schlusslicht Schott Mainz zu Gast, die TSG Hoffenheim II kann mit einem Sieg in Offenbach über Nacht die Tabellenspitze erobern. TuS Koblenz hat in den vergangenen fünf Spielen nur einmal verloren. Mit der Reserve von Eintracht Frankfurt rollt nun ein dicker Brocken ins Stadion Oberwerth. Ein wegweisendes Duell steigt derweil in Kassel. Zu Gast beim KSV ist der VfR Aalen, der sich unter der Woche von Trainer Tobias Cramer getrennt hat und mit Co-Trainer Petar Kosturkov als Interimslösung den richtigen Impuls für das - ob der Tabellensituation brisante - Spiel setzen will. 

Am Sonntag greifen die beiden Spitzenteams ins Geschehen ein. Der FC 08 Homburg, am Dienstag gegen St. Pauli aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, trifft auf die SG Barockstadt (14 Uhr). Zwei Stunden später wollen die Stuttgarter Kickers bei der Mainzer Bundesliga-Reserve im Aufstiegsrennen einen Auswärtssieg feiern. 

Marcel Schlegel, kon

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