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Triumph in Rom: Tadej Pogacar gewinnt den Giro d'Italia

21. Etappe: Rom (122 km)

Selbst Merckx war schlechter: Pink-King Pogacar beherrscht den Giro

Der Sieger der Giro d'Italia: Tadej Pogacar.

Der Sieger der Giro d'Italia: Tadej Pogacar. IMAGO/LaPresse

Tadej Pogacar posierte auf der Ehrenrunde stolz mit seinen Teamkollegen, ließ sich dann als Triumphator des 107. Giro d'Italia im Schatten des mächtigen Kolosseums feiern. Bei seiner ersten Teilnahme dominierte der Slowene die Italien-Rundfahrt praktisch von der ersten Etappe an, den abschließenden Erfolg auf der Via di San Gregorio sicherte sich der Belgier Tim Merlier im Sprint. "Es war mehr oder weniger der perfekte Giro", sagte Pogacar. "Es ist verrückt. Ich hätte mir das nicht vorstellen können."

Giro d'italia

Was Pogacar ablieferte, entbehrte tatsächlich der Vorstellungskraft so manches Konkurrenten und Beobachters. Am zweiten Tag übernahm er das Rosa Trikot des Führenden - und gab es nicht mehr ab. Auf der letzten Bergetappe am Samstag hatte "Pink Pog" noch einmal seine Unantastbarkeit demonstriert und sich den sechsten Tagessieg gesichert. Das war bei einem einzigen Giro noch nicht einmal Eddy Merckx gelungen.

"Vielleicht war der Sieg heute nicht nötig gewesen, aber ich wollte ihn für mich und mein Team", sagte Pogacar. Und wenn der 25-Jährige in diesen drei Wochen des Giro etwas wollte, dann nahm er es sich einfach. Sagenhafte 9:56 Minuten trennten Pogacar vom zweitplatzierten Daniel Martinez, Kapitän des deutschen Teams Bora-hansgrohe. Seit 1965 hat es keinen größeren Vorsprung gegeben, in der Nachkriegszeit ohnehin erst drei.

Nächstes Ziel: Tour-Sieg

Dass Pogacar den Giro wohl gewinnen wird, wenn er ohne Sturz und Krankheit bleibt, war schon vor dem Start in Turin klar. Schließlich konzentrierte sich der Rest der weltbesten Rundfahrer auf die Tour de France. Und so war allgemein erwartet worden, dass Pogacar in den Verwaltungsmodus gehen würde, sobald er ein beruhigendes Polster auf den Zweitplatzierten herausgefahren hatte. Ein massiver Irrglaube.

Der übertalentierte Alleskönner aus Komenda gewann einfach, wie es ihm gefiel. "Ein Sieg ist ein Sieg, auch wenn es nur mit einer Sekunde ist. In diesem Giro geschah es eben einfach so", sagte Pogacar. Am Ende habe er das Rennen einfach mit hoher Moral und guten Beinen beenden wollen. "Es sollte ein guter Test für den Sommer werden. Das ist mir gelungen, deshalb bin ich glücklich."

Trainerwechsel im Winter

Die Chancen auf das Double sind nach der italienischen Demonstration sogar noch gestiegen. Nicht allein wegen der Verfassung, in der sich Pogacar befindet. Dass die härtesten Konkurrenten Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel und Primoz Roglic Anfang April geschlossen stürzten, spielt ihm zusätzlich ins Blatt. Evenepoel und Roglic starten kommende Woche bei der Dauphiné, der klassischen Tour-Generalprobe. Ob der zweimalige Tour-Sieger Vingegaard überhaupt dabei ist, ist völlig offen.

Nach so einer langen Verletzungspause ist es ohnehin fraglich, ob der Däne Pogacar gewachsen wäre. Dieser scheint noch einmal einen Entwicklungssprung gemacht zu haben, was angesichts seiner Qualitäten eigentlich unmöglich schien. Im Frühjahr gewann er das schwere Schotterrennen Strade Bianche mit einem 81 Kilometer langen Solo, nun folgte der überlegene Triumph beim Giro.

Ein Trainerwechsel im Winter soll der Auslöser zur nächsten Leistungsstufe gewesen sein. Nach fünf Jahren trennte sich Pogacar von Inigo San Millan und wechselte zu dessen spanischen Landsmann Javier Sola. Dieser hat in seinem Profil auf der Plattform X "Human performance" stehen. "Menschliche Leistung." Der Konkurrenz dürfte sie eher außerirdisch vorkommen. Oder wie Geraint Thomas, mit seinen 38 Jahren beachtlicher Dritter des Giro, kommentierte: "Er ist der Beste, mit dem ich je gefahren bin. Es ist irrsinnig, wie talentiert er ist. Was die physische Begabung angeht, ist er einzigartig."

21. Etappe Rom/Italien - Rom/Italien (125,00 km), 26.5.2024:

1. Tim Merlier (Belgien) - Soudal Quick-Step 2:51:50 Std.; 2. Jonathan Milan (Italien) - Lidl-Trek + 0 Sek.; 3. Kaden Groves (Australien) - Alpecin-Deceuninck; 4. Fernando Gaviria Rendon (Kolumbien) - Movistar Team; 5. Tim Van Dijke (Niederlande) - Team Visma; 6. Stanislaw Aniolkowski (Polen) - Cofidis; 7. Alberto Dainese (Italien) - Tudor Pro Cycling Team; 8. Giovanni Lonardi (Italien) - Team Polti; 9. Caleb Ewan (Australien) - Team Jayco AlUla; 10. Donavan Grondin (Frankreich) - Arkéa - B&B Hotels; ... 23. Jasha Sütterlin (Freiburg im Breisgau) - Bahrain Victorious; 25. Jonas Koch (Schwäbisch Hall) - Bora-hansgrohe; 48. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis; 53. Maximilian Walscheid (Heidelberg) - Team Jayco AlUla; 60. Maximilian Schachmann (Berlin) - Bora-hansgrohe; 79. Georg Steinhauser (Scheidegg) - EF Education-EasyPost; 141. Florian Stork (Bünde) - Tudor Pro Cycling Team + 6:15 Min.

Gesamtwertung Einzel, Endstand nach der 21. Etappe:

1. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 79:14:03 Std.; 2. Daniel Felipe Martinez Poveda (Kolumbien) - Bora-hansgrohe + 9:56 Min.; 3. Geraint Thomas (Großbritannien) - Ineos Grenadiers + 10:24; 4. Ben O'Connor (Australien) - AG2R La Mondiale + 12:07; 5. Antonio Tiberi (Italien) - Bahrain Victorious + 12:49; 6. Thymen Arensman (Niederlande) - Ineos Grenadiers + 14:31; 7. Einer Augusto Rubio Reyes (Kolumbien) - Movistar Team + 15:52; 8. Jan Hirt (Tschechien) - Soudal Quick-Step + 18:05; 9. Romain Bardet (Frankreich) - Team DSM - firmenich + 20:32; 10. Michael Storer (Australien) - Tudor Pro Cycling Team + 21:11; ... 14. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis + 33:55:00 Std.; 33. Georg Steinhauser (Scheidegg) - EF Education-EasyPost + 2:01:11; 45. Maximilian Schachmann (Berlin) - Bora-hansgrohe + 2:29:54; 57. Jasha Sütterlin (Freiburg im Breisgau) - Bahrain Victorious + 3:04:32; 71. Florian Stork (Bünde) - Tudor Pro Cycling Team + 3:54:30; 100. Jonas Koch (Schwäbisch Hall) - Bora-hansgrohe + 4:29:56; 127. Maximilian Walscheid (Heidelberg) - Team Jayco AlUla + 5:26:34

Bergwertung, Endstand nach der 21. Etappe:

1. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 270 Pkt.; 2. Giulio Pellizzari (Italien) - Bardiani CSF 206; 3. Georg Steinhauser (Scheidegg) - EF Education-EasyPost 153; 4. Nairo Quintana (Kolumbien) - Movistar Team 114; 5. Julian Alaphilippe (Frankreich) - Soudal Quick-Step 101; 6. Daniel Felipe Martinez Poveda (Kolumbien) - Bora-hansgrohe 81; 7. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis 78; 8. Valentin Paret Peintre (Frankreich) - AG2R La Mondiale 59; 9. Romain Bardet (Frankreich) - Team DSM - firmenich 47; 10. Amanuel Gebreigzabhier (Eritrea) - Lidl-Trek 42

Sprintwertung, Endstand nach der 21. Etappe:

1. Jonathan Milan (Italien) - Lidl-Trek 362 Pkt.; 2. Kaden Groves (Australien) - Alpecin-Deceuninck 225; 3. Tim Merlier (Belgien) - Soudal Quick-Step 193; 4. Julian Alaphilippe (Frankreich) - Soudal Quick-Step 132; 5. Tadej Pogacar (Slowenien) - UAE Team Emirates 126; 6. Andrea Pietrobon (Italien) - Team Polti 117; 7. Filippo Fiorelli (Italien) - Bardiani CSF 116; 8. Davide Ballerini (Italien) - Astana Qazaqstan Team 84; 9. Jhonatan Manuel Narvaez Prado (Ecuador) - Ineos Grenadiers 80; 10. Stanislaw Aniolkowski (Polen) - Cofidis 78; ... 15. Georg Steinhauser (Scheidegg) - EF Education-EasyPost 64; 46. Maximilian Schachmann (Berlin) - Bora-hansgrohe 24; 70. Simon Geschke (Freiburg im Breisgau) - Cofidis 10; 84. Maximilian Walscheid (Heidelberg) - Team Jayco AlUla 5; 88. Florian Stork (Bünde) - Tudor Pro Cycling Team 4

DPA

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