EM

EM 2024: Sagnol möchte nicht noch mal in Hamburgs Stadion kommen

Georgiens Trainer erlebt die nächste aufregende Nachspielzeit

Sagnol über Hamburgs Stadion: "Möchte nicht noch mal herkommen"

Aufbauende Worte: Willy Sagnol (re.) mit Unglücksrabe Saba Lobjanidze.

Aufbauende Worte: Willy Sagnol (re.) mit Unglücksrabe Saba Lobjanidze. picture alliance / MSSP

Wenn der eigene Torhüter zum "Player of the Match" gekürt wird, aber man selbst den Sieg nur um Haaresbreite verpasst hat, kann das kein ganz normales Spiel gewesen sein. Und so fühlte es sich für Willy Sagnol am Samstag auch an. Georgien, das schon zum Auftakt gegen die Türkei (1:3) zu mitreißenden 90 Minuten beigetragen hatte, erkämpfte sich im Hamburger Volksparkstadion gegen Tschechien ein 1:1-Remis, bei dem zwei Akteure in ganz unterschiedliche Rollen schlüpften.

Hinten schrammte Giorgi Mamardashvili nur knapp an einem neuen EM-Rekord vorbei. Der 23-jährige Keeper vom FC Valencia parierte elf Torschüsse, was laut Opta seit EM-Datenerfassung 1980 nur der Lette Aleksanders Kolinko mit zwölf Paraden gegen die Niederlande 2004 toppt. Dass er seine Mannschaft vor einer Niederlage bewahrt hatte, sei trotzdem "nicht ganz richtig", erklärte Mamardashvili später bescheiden. "Ich habe nur meinen Job gemacht."

Und vorne vergab der in der 82. Minute eingewechselte Saba Lobjanidze in der Nachspielzeit die Riesenchance auf den Last-Minute-Sieg, als er am Ende einer Drei-gegen-eins-Situation übers Tor schoss und getröstet werden musste. Für seinen Trainer war das nervlich fast zu viel - gerade weil er 2001 an selber Stelle schon einmal eine unvergessene Nachspielzeit erlebt hatte.

Riesenchance in der Nachspielzeit: Georgien beinahe mit dem historisch ersten EM-Sieg

alle Videos in der Übersicht

"Vor 23 Jahren wurde ich in diesem Stadion zum ersten Mal Deutscher Meister mit Bayern München - durch ein Tor in der letzten Minute", erinnerte der 47-jährige Franzose an Patricks Andersson 1:1 beim HSV, nach dem Schalke doch nicht die Schale bekommen und Oliver Kahn mit der Eckfahne gekuschelt hatte. "Diesmal hat die letzte Minute eine andere Entscheidung gebracht. Ich glaube nicht, dass ich hier noch einmal herkommen möchte. Er ist zu ermüdend, zu nervenaufreibend."

Ich liebe Georgien so sehr, aber ich habe nicht erwartet, dass wir unser erstes Turnier gewinnen.

Willy Sagnol

Ganz ernst meinte Sagnol das natürlich nicht nach einem Spiel, das ihn mit "Stolz" erfüllte. "Wenn du weißt, woher wir kommen, kann man nicht enttäuscht sein", erklärte er. "Unser Ziel war es, bei dieser EURO Erfahrungen zu sammeln. Ich liebe Georgien so sehr, aber ich habe nicht erwartet, dass wir unser erstes Turnier gewinnen. Es war sehr wichtig für die Spieler, zu sehen, wie es auf dem höchsten Niveau im Fußball zugeht. Wir müssen noch viel lernen, aber es wird Georgien in der Zukunft helfen."

Vor dem finalen Spiel gegen die bereits als Gruppensieger feststehenden Portugiesen hat Georgien immer noch Chancen, bei der ersten Teilnahme ins Achtelfinale einzuziehen. In Hamburg findet übrigens keines davon statt.

jpe

Podcast
Podcast
Umstrittener Wolfsgruß: Fehlt Türkei-Torschütze Demiral im Viertelfinale?
13:43 Minuten
alle Folgen