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Olaf Rebbe im Interview: "Aus der Bundesliga gibt es viele Nachfragen"

Sportdirektor über sein erstes Halbjahr bei PAOK Saloniki

Rebbe im Interview: "Aus der Bundesliga gibt es viele Nachfragen"

War Sportdirektor in Wolfsburg, Huddersfield und seit Sommer bei PAOK: Olaf Rebbe.

War Sportdirektor in Wolfsburg, Huddersfield und seit Sommer bei PAOK: Olaf Rebbe. imago images

Hallo Herr Rebbe, wie lebt es sich im aktuellen Corona-Hotspot Thessaloniki?

Die Situation ist natürlich äußerst besorgniserregend, und zum Glück hat sich die Lage in den letzten Tagen etwas stabilisiert. Der Fußball ist da privilegiert, wir werden ausreichend mit Tests versorgt, und es wird alles dafür getan, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb normal weiterläuft. Wir sind sehr achtsam.

Kennen Sie sich schon mit dem SMS-System der Ausgangssperre aus?

Klar, muss ich, sonst wird es teuer. Es gibt unterschiedliche Nummern, die man für Einkaufen, Joggen usw. eintippt; zudem Name und Wohnadresse. Die Polizei kontrolliert da streng und ist rigoros, was auch notwendig ist, um die Maßnahmen einzuhalten.

Wie viele Nachrichten haben Sie in den letzten Tagen aus Eindhoven erhalten?

Sie meinen die deutsche Fraktion der PSV? Vor und nach dem Spiel habe ich mich mit Roger Schmidt, Jörn Wolf und Benny Kugel unterhalten, auch mit Mario Götze. Es ist natürlich schön, alte Bekannte aus der Bundesliga wiederzusehen.

"Unsere Eigner sind große Förderer für den Klub und die gesamte Region Thessaloniki"

Weniger erfreulich war die 2:3-Niederlage gegen die PSV am Donnerstag.

Im ersten Spiel lief es sehr gut für uns, und wir haben klar mit 4:1 gewonnen. Am Donnerstag war der Start optimal, da wir ziemlich früh schon zwei Tore erzielt haben. Dennoch hat es am Ende nicht für einen Punkt gereicht, das müssen wir jetzt analysieren und schnell nach vorne schauen. In der Gruppe ist dennoch alles drin. Unser Ziel bleibt die Zwischenrunde der letzten 32 zu erreichen. Dazu müssen wir Omonia und Granada schlagen.

Sie sind seit dem Frühsommer in Thessaloniki, wie gestaltet sich Ihre Aufgabe dort?

PAOK ist ein sehr ambitionierter Topklub in Griechenland mit vielen treuen und stolzen Fans. Unsere Eigner Ivan Savvidis und Giorgios Savvidis sind große Förderer und Visionäre für den Klub und die gesamte Region Thessaloniki. Wir haben einen tollen Spirit im Klub und große Leidenschaft für unsere Ziele und Aufgaben. Der Mitarbeiterstab um die Mannschaft ist außergewöhnlich fachlich und menschlich. Ich bin hier toll aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl.

Die Aufgabe besteht darin, einen Umbruch voranzubringen, der den Klub langfristig nachhaltig wirtschaften lässt, die Einnahmen und Ausgaben in Einklang zu bringen, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Zudem wollen wir unseren Nachwuchs im Profiteam etablieren. Wir haben in den letzten Monaten sehr viel angeschoben, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Es ist noch eine Menge zu tun, doch würde ich die bisherige Entwicklung positiv bewerten.

Während der laufenden Saison wurde Trainer Abel Ferreira "verkauft", und Sie haben Pablo Garcia aus der U 19 hochgezogen. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Pablo ist eine PAOK-Legende und ein ehemaliger Spieler von internationaler Klasse mit Stationen wie u.a. Real Madrid. Mit unserer U 19 hat er in den vergangenen vier Jahren viele Titel geholt und junge Spieler entwickelt. Jetzt geht es ins nächste Kapitel für ihn und seinen Stab. Wir haben ein vertrauensvolles und produktives Verhältnis.

"Amtssprache Englisch, aber Griechisch ist natürlich erwünscht"

Nun haben Sie eine große Gruppe deutschsprechender Kollegen. Unter anderem Co-Trainer Ioannis Amanatidis und einige Spieler aus Österreich. Wie ist die Amtssprache bei PAOK?

Im Kern findet die Kommunikation auf Englisch statt. Amtssprache Englisch, aber Griechisch ist natürlich erwünscht. Mein Griechisch ist in den Anfängen. Bei PAOK gibt es einige Kollegen, die Deutsch sprechen, und das hat mir in der Anfangszeit geholfen.

Apropos Talente: Sie haben im Sommer Nationalstürmer Dimitrios Limnios (23) an den 1. FC Köln abgegeben. Werden weitere PAOK-Talente folgen?

Kann ich nicht ausschließen, PAOK leistet seit Jahren hervorragende Arbeit im Nachwuchs mit der eigenen PAOK-Academy. In diesem Jahr profitiert die Profi-Mannschaft extrem davon. In unserem Kader sind aktuell sechs, sieben Leute aus der eigenen Jugend. Mit Stürmer Georgios Koutsias hat sogar ein 16-Jähriger sein Profidebüt gegeben. Oder Christos Tziolis, der in Eindhoven ein Tor erzielte und eine Vorlage beisteuerte. Der Junge ist erst 18 und schon A-Nationalspieler. Es gibt viele junge Beispiele wie Innenverteidiger Giannis Michailidis, der wie viele Jungs aus unserer Academy seit diesem Sommer einen super Job macht - das weckt natürlich auch international Begehrlichkeiten.

"Das Niveau der Liga wird europaweit ein bisschen unterschätzt"

Auch aus der Bundesliga?

Generell gibt es aus der Bundesliga, aber auch aus anderen Topligen viele Nachfragen zu unseren Spielern - wie zuletzt im Fall Limnios. Der internationale Vergleich der griechischen Klubs zeichnet ein gutes Bild, und das spiegelt die hohe Nachfrage und die Sommer-Transfers aus Griechenland wider.

Wie sieht es in der heimischen Superleague aus?

Wir sind noch ungeschlagen und wollen um den Titel mitspielen. Bis Weihnachten können wir trotz des schweren Terminplans weiter an die Spitze rücken. Deshalb können wir uns keine Nachlässigkeit erlauben. Grundsätzlich wird das Niveau der Liga europaweit ein bisschen unterschätzt, es sind viele enge und schwere Spiele dabei. Gegen PAS Ioannina, mit dem in Deutschland ausgebildeten Trainer Argirios Giannikis, haben wir am vergangenen Sonntag erst in der Schlussphase den 2:1-Siegtreffer erzielt. Auch die kleineren Vereine sind sehr gut organisiert.

Wird der große und teure Kader, der für den Meistertitel 2018/19 nötig war, PAOK durch das UEFA-Financial-Fairplay zum Verhängnis?

Es ist unsere Aufgabe, alles zu tun, um den Klub gesund aufzustellen. Dieser Prozess läuft gerade. Wir haben die Kaderkosten enorm angepasst, im Sommer auch Ablösen durch Verkäufe generiert, auch einige ablösefreie Spieler verpflichtet wie z.B. Andrija Zivkovic (kam von Benfica, d.Red.) und Stefan Schwab (kam von Rapid, d.Red.). Die Europa-League-Teilnahme bringt uns auch Einnahmen, weitere, wenn wir weiterkommen. Der neue große TV-Vertrag zwischen der Superleague und Nova gibt dem Klub weitere Stabilität.

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