kicker

Nutz: "Habe gelernt, geduldig zu sein"

St. Pöltens Neuerwerbung im Gespräch

Nutz: "Habe gelernt, geduldig zu sein"

Der Ergometer ist nicht unbedingt das beliebteste Sportgerät von Stefan Nutz, aber hilfreich beim Comeback.

Der Ergometer ist nicht unbedingt das beliebteste Sportgerät von Stefan Nutz, aber hilfreich beim Comeback. SKN St. Pölten/Silke Putzgruber-Kopp

Kreuzbandriss bei Edeltechniker Marcel Ritzmaier, Einriss des Syndesmosebandes bei Taktgeber Andree Neumayer, dazu noch Meniskus-Probleme bei Marc Stendera. Der Verletzungsteufel hat sich im Mittelfeld des SKN St. Pölten ausgetobt. Höchste Zeit für den kicker, dem rekonvaleszenten Stefan Nutz einen Besuch im "Wolfsrevier" der NV Arena abzustatten, wo der Steirer hart, aber behutsam an seinem Comeback arbeitet.

Ziemlich genau vor sechs Monaten (am 19. März im Bundesligaspiel für die SV Ried gegen den WAC) hat sich Nutz einen Kreuzbandriss zugezogen, die erste schlimme Verletzung in seiner Profi-Karriere. "Das war schon ein schwerer Schlag für mich. Ich habe gelernt, geduldig zu sein. Das ist, oder besser war, überhaupt nicht mein Ding", sinniert Nutz im Gespräch mit dem kicker.

Mit dem Ball kann der 222-fache Bundesligaspieler schon wieder agieren, Zweikämpfe gehen sich noch nicht aus: "Aber ich hole aus meinem Körper heraus was geht und habe keine Angst. Die Zeit, als der Ball wieder langsam ins Spiel kam, war sehr befreiend für mich im Kopf."

Der trotz seines Kreuzbandrisses im Sommer von einigen Klubs (darunter auch sein Jugendverein GAK) umworbene Mittelfeldspieler fühlt sich den Umständen entsprechend sehr wohl in St. Pölten. "Weil hier alle alles dem sportlichen Erfolg unterordnen. Damit meine ich jede Abteilung hier, auch die medizinische oder das Office. Da fühle ich mich wohl, bin mir aber auch bewusst, dass ich selbst alles geben muss."

Die Sportchefs beim SKN St. Pölten

Mit den "Wölfen" Daniel Schütz und Thomas Salamon kickte er schon in Grödig, mit Bernd Gschweidl in Grödig und Ried. Mit Christian Ramsebner drückte er die Schulbank bei der ÖFB-Trainerausbildung. "Wir zwei kannten uns natürlich auch schon von dem einen oder anderen Oberösterreich-Derby gegen den LASK ganz gut", lacht Nutz.

Die meiste Zeit arbeitet Nutz in St. Pölten an seinem Comeback. Seine Verlobte Anna kommt mit den Töchtern Amelie (6 Jahre) und Lena (4) gelegentlich ein paar Tage vorbei. Ab wann das Dreimäderlhaus dem 31-Jährigen wieder auf der Tribüne die Daumen drücken wird können, steht in den Sternen. "Für uns ist Stefan der erste Wintertransfer. Wir machen ihm keinen Stress. Sollte es sich früher ausgehen, wäre das natürlich toll", sagt Sportdirektor Tino Wawra.

Mehrere Optionen

Halten die SKN-Trainer Stephan Helm und Emanuel Pogatetz trotz des Ritzmaier-Ausfalls am oft bevorzugten 3-4-3-System mit zwei "falschen Zehnern" im Halbraum fest (mit den defensiven Julian Keiblinger und Joel Dombaxi auf den Flügeln), kann Nutz entweder als einer der "Zehner" oder auf der "Achter"-Position einlaufen. Agieren die "Wölfe" mit einem 4-2-3-1-System, ist die Position hinter Speerspitze Tadic (oder Gschweidl) erst recht wie geschaffen für Nutz, der in der Bundesliga schon 56 Tore vorbereitet hat.

"Im Zentrum kann ich überall spielen", sagt Nutz selbst und ergänzt, "das war mit ein Grund, nach St. Pölten zu wechseln, dass hier nicht nur der Sportdirektor Tino Wawra und Jan Schlaudraff in den Gesprächen sehr ambitioniert waren, sondern auch die Trainer, die mir ganz genau vermittelt haben, was sie mit mir vorhaben." Nachsatz: "Hier hat eigentlich schon alles Bundesliga-Niveau. Aber wir wissen, wie schwierig es ist, aufzusteigen, weil halt nur einer rauf kann, und bleiben demütig."

Ried noch nicht abgeschrieben

Als Hauptkonkurrenten im Titelkampf sieht Nutz neben Tabellenführer GAK noch Aufsteiger Bregenz und seinen Ex-Klub Ried. "Für mich ist das keine Überraschung, dass die Bregenzer unter Andreas Heraf schon auf Platz drei sind. Heraf ist ein akribischer Arbeiter. Unter seiner Führung waren wir in Ried auf jeden Gegner top vorbereitet und haben sehr viele Punkte gemacht. Die Rieder sind jetzt zwar schlecht gestartet, aber wenn alle Neuerwerbungen erst einmal integriert sind, sind die jederzeit wieder für einen Lauf gut."

Lesen Sie auch: Kreuzbandriss: Saisonaus für St. Pöltens Ritzmaier

Thomas Schöpf

Das Estádio do SL Benfica: Hier beginnt Salzburgs Champions-League-Abenteuer