Südwest

Mainzer U 23: Siewert setzt auf den Geist des Kollektivs

Umbruch zur neuen Saison

Mainzer U 23: Siewert setzt auf den Geist des Kollektivs

Jan Siewert tröstet Simon Brandstetter nach dessen Elfmeterfehlschuss beim Saisonfinale.

Jan Siewert tröstet Simon Brandstetter nach dessen Elfmeterfehlschuss beim Saisonfinale. IMAGO/Beautiful Sports

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Letztes Spiel, letzte Minute: Das Szenario für ein märchenhaftes Saisonende stand. Simon Brandstetter war vier Jahre lang beim FSV Mainz 05 II auf und am Ende meist neben dem Platz Führungsspieler. Der 33-Jährige schritt zum Elfmeterpunkt, wollte einen krönenden Abschluss - und schoss dem Torwart des VfB Stuttgart II den Ball in die Arme.

Dass sofort gefühlt die ganze Mannschaft zu Brandstetter lief, fand Trainer Jan Siewert viel wichtiger als den Fehlschuss, als die 0:1-Niederlage. Der Stürmer rannte nach Abpfiff sofort unter Tränen in die Kabine - und kam schnell wieder zurück. Teamgeist, dass einer für den anderen da ist, man sich gegenseitig stärkt, diese Botschaft rückt Siewert in den Mittelpunkt der Talente-Ausbildung. Die Mannschaft erlebt erneut einen kräftigen Umbruch, wie es für eine U 23 typisch ist. Doch der Geist, dass nur ein Kollektiv, in dem jeder auch in uneigennützigen Dingen ans Maximum geht, individuelle Entwicklungssprünge ermöglicht, soll bleiben.

Die Drittliga-Zeit (2014 bis 2017) ausgenommen, sind die Mainzer seit 2008 Stammgast in der Regionalliga. Und haben den ein oder anderen Kurswechsel hingelegt. In der 3. Liga - und beim Versuch der Rückkehr - versperrten zu viele externe Zugänge, die aber kaum das Zeug für das Bundesliga-Aufgebot hatten, den Eigengewächsen den Weg nach oben. Sprungbrett sein, als Vollendung der äußerst erfolgreichen Jugendarbeit, ist seither Sinn und Zweck der U 23.

Zwölf Abgänge

Nur mit Talenten ging es dann allerdings fast runter in die Oberliga. Zwei bis drei Routiniers, wie etwa Brandstetter, im Kader zu haben, hat sich seither bewährt. Und ein paar externe Neue mit einem Jahr Regionalliga-Erfahrung - aktuell fallen Marcus Müller (Augsburg II), Jean Marie Nadjombe (Fortuna Köln) und Justin Seven (Düsseldorf II) in dieses Beuteschema. Ansonsten: Spielpraxis für Eigengewächse im "Männerfußball", so viel es geht. Die Maßgabe ist, dass allen Spielern prinzipiell zugetraut wird, es auch zur ersten Mannschaft zu schaffen.

Diese Saison ist der Schnitt mit zwölf Abgängen noch größer als üblich. Der Grund: Neun Mann aus der A-Jugend-Meistermannschaft werden gehalten. Wobei U-21-Nationalspieler Nelson Weiper wohl kaum den Weg über die "Zweite" gehen wird, der Spielern wie Lucas Laux, Eniss Shabani, Merveille Papela (bis 30. Juni 2023 ausgeliehen nach Sandhausen) oder Paul Nebel (bis 30. Juni 2024 ausgeliehen nach Karlsruhe) zuletzt gut tat. Talenten, auch die mit Profivertrag, zu entwickeln, ist die wichtigste Funktion der U 23. Wenn das in einer tabellarisch sorgenfreien Saison gelingt, sind am Bruchweg alle glücklich.

Torben Schröder

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