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Letzte Chance auf eine Ära: Liverpool im Check

Premier-League-Vorschau, Teil 5

Letzte Chance auf eine Ära: Liverpool im Check

Neue und alte Gesichter: Meisterschaftskandidat FC Liverpool.

Neue und alte Gesichter: Meisterschaftskandidat FC Liverpool. imago images (2)

Eigentlich hätten es vier Titel werden sollen, am Ende wurden es zwei. Die zwei Trostpreise, könnten böse Zungen behaupten - Meisterschaft und Champions League verpasste der FC Liverpool 2021/22 haarscharf. Allein das sollte doch als Motivation genügen, um es diese Saison noch besser zu machen. Ist diese Mannschaft, die sich durchaus ein wenig verändert hat, das aber auch - noch besser?

Wie lief das Transferfenster?

Sadio Mané trägt zwar weiterhin rot, nun aber das Rot des FC Bayern. Der bemerkenswert geräuschlose Abgang der Identifikationsfigur, deren Ankunft im Liverpooler Volksmund einst den Wandel unter Erfolgstrainer Jürgen Klopp eingeläutet hatte, bedeutet erneut einen kleinen Umbruch an der Anfield Road. Manés Weggang wurde allerdings frühzeitig abgefangen.

Positionstechnisch durch Luis Diaz, der schon in der vergangenen Rückrunde ansatzlos so aufdrehte, als würde er schon seit Jahren für Liverpool spielen; rein numerisch dann noch mal durch einen 23-jährigen Uruguayer, der sich auf bestem Wege befindet, der neue Rekordtransfer der Reds zu werden: Darwin Nunez, 75 Millionen Euro aufwärts, Neuzugang von Benfica aus Lissabon. Und Diogo Jota und Roberto Firmino gibt es ja auch noch, Mohamed Salah sowieso. Offensiv wirkt Liverpool so potent wie lange nicht.

Die verschmerzbaren Abgänge von Angreifer Takumi Minamino (AS Monaco) und Verteidiger Neco Williams (Nottingham Forest) wurden mit Fabio Carvalho (Fulham, sechs Millionen) und Calvin Ramsay (Aberdeen, fünf Millionen) ebenfalls weitgehend 1:1 abgefangen - Liverpool ist gewappnet und bereit.

Was macht Hoffnung, was Sorgen?

Liverpool ist sogar so bereit, dass der durchaus verdiente 3:1-Sieg im Community Shield gegen Manchester City als erstes beachtliches Ausrufezeichen durchgeht. Inklusive Torschütze Darwin, der sich schneller an seine neue Mannschaft angepasst zu haben scheint als Citys Königstransfer Erling Haaland - was es allerdings zu bestätigen gilt. Vielleicht haben die Reds auch einfach nur cleverer eingekauft. In jedem Fall wirkten sie von A bis Z eingespielter als der große Rivale.

Darwin trifft

Ein Mittelstürmer, der Tore schießt: Darwin trifft im Community Shield gegen Manchester City per Flugkopfball. IMAGO/Paul Marriott

Die Skyblues sind daher eigentlich der einzige Faktor, der der Mannschaft von Jürgen Klopp wirkliche Sorgen bereiten sollte. Es ist einfach ein wenig unglücklich, ein so starkes Team zu haben, während es auch noch ein anderes Team gibt, das so stark ist - vielleicht sogar noch ein kleines bisschen stärker. Zwar bedingen sich Liverpool und ManCity in ihrer Großartigkeit auch, national geht es für die Mannen von der Merseyside nun aber sogar um ihr sportliches Erbe.

Um die drei erreichten Champions-League-Endspiele 2018, 2019 und 2022 (Titelgewinn 2019) werden die Citizens ihren Rivalen zwar beneiden, in der Premier League gab es trotz mehrerer packender Zweikämpfe aber meist nur einen Sieger. Wenn City in dieser Saison, die Guardiolas letzte in Manchester sein könnte, auch noch die fünfte Meisterschaft holt, wären diese Jahre bei 5:1 Titeln für die Skyblues dann wirklich die Guardiola-Klopp-Ära gewesen?

Die Prognose

Alle Mannschaftsteile sind stark, beeindruckende Konstanz ist längst nachgewiesen und die Qualität für 18 der 19 Konkurrenten aller Voraussicht nach schlicht nicht zu erreichen. Auch wenn es kleine Vor- und Nachteile in puncto Eingespieltheit zu Saisonbeginn und qualitative Kaderbreite geben mag: Die Meisterschaft machen Liverpool und Manchester City wieder unter sich aus.

Für die Reds könnte sprechen, dass der Erfolgshunger im zurückliegenden Saisonfinale noch mal mehr geschürt wurde als beim großen Rivalen, der außerdem etwas Zeit brauchen könnte, bis er Königstransfer Haaland in das bisher herausragende Gefüge eingefügt hat. Und dass der FC Liverpool mit einem Vorsprung an der Tabellenspitze gut zurechtkommen würde, hat er in der Meistersaison 2019/20 ja bereits unter Beweis gestellt.

Niklas Baumgart

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