Kroatiens Trainer Zlatko Dalic hatte seine Elf nach dem 0:3 gegen Argentinien auf gleich fünf Positionen verändert. Neben dem Münchner Rechtsverteidiger Stanisic startete unter anderem Orsic. Der Stuttgarter Sosa blieb zunächst unten. Marokkos Coach Walid Regragui musste den Ausfall von Mazraoui kompensieren und tauschte insgesamt viermal nach der 0:2-Niederlage gegen Frankreich.
Furioser Start in Doha
Die Partie war von Anfang an munter. Beiden Teams war offensiv eine gewisse Leichtigkeit anzumerken, da sie das Spiel womöglich als Bonus verstanden. Immer wieder boten sich Räume für Umschaltmöglichkeiten.
Bereits in der siebten Spielminute klingelte es zum ersten Mal. Kroatien überraschte seinen Gegner mit einer ausgefeilten Freistoßvariante. Modric lief über den Ball, Majer gab ihn stattdessen in die Mitte. Dort bereitete Perisic per Kopf vor für Gvardiol, der angeflogen kam und die Kugel wuchtig zum 1:0 in die Maschen köpfte. Der Treffer des Leipzigers, der aufgrund eines Nasenbeinbruchs bei der WM eine Gesichtsmaske trug, war bei diesem Turnier Kroatiens erstes Tor nach einem Standard.
WM 2022, Spiel um Platz 3
Dass jedoch auch Marokko weiß, wie Freistöße funktionieren, bewiesen die "Löwen vom Atlas" unmittelbar danach. Majer verlängerte eine Hereingabe von Ziyech aus dem Halbfeld unfreiwillig und in hohem Bogen per Kopf an den zweiten Pfosten, wo der geistesgegenwärtige Dari nur noch zum Ausgleich einnicken musste (9.).
Orsic belohnt Kroatien durch Zirkelschuss
In der Folge wurde Kroatien etwas besser. Doch sowohl Kramaric mit seinem Kopfball (18.) als auch Modric, der es mit einem platzierten Flachschuss versuchte (24.), scheiterten an Torhüter Bono. Auch die Nordafrikaner setzten immer wieder gefährliche Nadelstiche. Hakimis Flanke von der Torauslinie in den Rückraum, verfehlte den völlig freistehenden En-Nesyri knapp (29.).
Dann aber belohnten sich die "Kockasti" dafür, dass sie in Durchgang eins unter dem Strich die klareren Torchancen verbucht hatten. Es war ein kleiner Geniestreich von Orsic, der die Fans jubeln ließ: Der Außenspieler streichelte den Ball nach der Ablage von Livaja aus 16 Metern mit der rechten Innenseite an den Innenpfosten, von wo die Kugel ins Netz sprang (42.).
Marokko im zweiten Durchgang zu ungefährlich
Marokko reagierte auf den erneuten Rückstand und brachte zur zweiten Halbzeit Chair, der dem Spiel jedoch nicht seinen Stempel aufdrücken konnte. Stattdessen wurden die Torchancen zunehmend weniger. Kroatien räumte dem Team von Walid Regragui zwar Ballbesitz ein, doch der Überraschungs-Halbfinalist wusste damit nicht viel anzustellen.
Dann ein kurzer Schreckmoment bei den Kroaten. Kramaric hielt sich nach einem Zweikampf den rechten Oberschenkel, konnte nicht weitermachen und verließ unter Tränen den Rasen (61.). Für den Hoffenheimer Angreifer kam Vlasic in die Partie.
![Mateo Kovacic, Luka Modric, Ivan Perisic (v.l.)](https://derivates.kicker.de/image/upload/c_crop%2Cx_0%2Cy_145%2Cw_2640%2Ch_1485/w_1000%2Cq_auto/v1/2022/12/17/d994c134-e870-4157-8686-0f6a895f80dd.jpeg)
Stolze Kroaten mit der Bronze-Medaille um den Hals: Mateo Kovacic, Luka Modric und Ivan Perisic (v.l.). AFP via Getty Images
In der 74. Spielminute wurde es dann plötzlich hektisch. Gvardiol forderte nach einem leichten Trikotzupfer von Amrabat einen Elfmeter, doch da der katarische Schiedsrichter Taleb Al Marri nicht auf den Punkt zeigte, rollte der Gegenstoß, im kroatischen Strafraum legte sich Hakimi nach einem cleveren Steckpass von Ziyech den Ball zu weit vor.
Die zweite Halbzeit blieb aber nach wie vor ereignisarmer als die erste. Die beste Chance in der Schlussphase hatte Kroatien in Person von Kovacic, der aus wenigen Metern die Vorentscheidung verpasste, indem er das Spielgerät mit links an Bonos Kasten vorbeibeförderte (87.).
Letztlich sollte der kleine Vorsprung gegen bemühte Nordafrikaner aber reichen. Auch weil En-Nesyri seinen Kopfball in der sechsten Minute der Nachspielzeit nur aufs Tordach setzte. Kroatien darf sich somit über den dritten Platz freuen, doch auch Marokko kann mit dem Abschneiden bei diesem Turnier natürlich mehr als zufrieden sein. Schließlich ist es die beste Platzierung einer afrikanischen Mannschaft bei einer Fußball-Weltmeisterschaft.