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Julia Koflers direkte Art

Altachs Allzweckwaffe im Gespräch

Julia Koflers direkte Art

Julia Kofler bringt auch Dynamik ins Spiel.

Julia Kofler bringt auch Dynamik ins Spiel. SCR Altach/Selina Meier

Sie glänzte diese Saison schon in der Außenverteidigung, am Flügel, ganz vorne im Sturm und vor allem an der linken Eckfahne! Altachs Allzweckwaffe Julia Kofler hat auch den Cornerdreh drauf. Letzte Woche zimmerte Kofler im Bundesliga-Spitzenspiel bei Sturm Graz einen rein, im Herbst einen auf der Hohen Warte gegen die Vienna.

"Ein wenig Glück gehört dazu", weiß Altach-Trainer Bernhard Summer, "aber sie kann das überragend gut und wir trainieren das gezielt, bilden vor der Torfrau gerne Trauben. Ihre Wege gehören eingeschränkt und bei einem abgefälschten Ball sollten natürlich auch alle möglichst schnell zur Stelle sein."

Obwohl gerade in der Ausbildung der Torfrauen in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht wurden, ist der Direktcorner immer noch ein probates Mittel. Die Altacherinnen kassierten heuer auf diese Weise auch schon ein Gegentor, nämlich beim 0:2 in St. Pölten von Maria Mikolajova.

Michaela Walter drehte letzte Woche für Lustenau/Dornbirn beim 4:3-Sieg bei Linz/Kleinmünchen (etwas glücklich) einen Direktcorner rein. In der deutschen Bundesliga gelang Klara Brühl einer beim Kracher Bayern gegen Wolfsburg gegen die 1,73 Meter große Merle Frohms.

Hierzulande setzte Jasmin Eder bis zu ihrem Karriereende im vergangenen Sommer die Maßstäbe, die für den SKN sogar von beiden Seiten Direktcorner verwandelte und deren Ausführung auch noch in Extra-Schichten allein trainierte. "Manchmal hab' ich es im Spiel aber einfach nur deswegen versucht, weil vorher andere Varianten nicht gegangen sind. Wenn es dann geklappt hat, hat es mich natürlich gefreut", schmunzelt Eder.

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"Da muss schon sehr viel passen, vor allem der Wind", erzählt Kofler im Gespräch mit dem kicker, "im Nachwuchs sind mir auch schon bei Länderspielen zwei Direktcorner gelungen. Den Ball von links mit rechts auf das Tor zu drehen, habe ich schon immer ganz gut gekonnt."

In der Jugend spielte die Kärntnerin auch schon öfters im Sturm. Deshalb zog Summer seine Allzweckwaffe nach dem Abgang von Eileen Campbell (Freiburg), dem Auslandssemester von Vera Ellgass (Kanada) und der Verletzung von Linda Natter (Kreuzbandriss) gleich ganz vor.

"Mir taugt es dort", lächelt Kofler, "da kann ich die Tore gelegentlich auch gleich selber schießen und der Mannschaft und dem Verein quasi direkt was zurückgeben." Neben der Infrastruktur (Spiele im Stadion, mehrere Trainingsplätze, Kraftkammer im Verein, Bus mit Liegesitzen) und der familiären Atmosphäre gefällt der 24-Jährigen nämlich vor allem die "ehrliche Wertschätzung, die wir Frauen hier genießen", so Kofler.

Hier brauche ich nicht um 21 Uhr noch meine Waschmaschine aufdrehen, wie bei Werder Bremen.

Julia Kofler

"Hier brauche ich nicht um 21 Uhr noch meine Waschmaschine aufdrehen, wie bei Werder Bremen. Hier liegt meine saubere Wäsche vor dem Training in unserer Kabine auf meinem Platz", strahlt Kofler. Nebenbei arbeitet sie 20 Stunden die Woche für ein nahe gelegenes Autohaus in der Marketing-Abteilung: "Was ich sehr gerne mache, da kriege ich den Kopf wieder frei."

ÖFB-Frauen-Cup - Halbfinale

Ob Kofler und Co. mit den Cornern auch Austrias Torfrau Larissa Haidner und der 1,85 Meter großen Abwehrchefin Katharina Schiechtl Samstag im Cup-Halbfinale großes Kopfbzerbrechen bereiten werden? "Das wird ganz schwer. Die Austria ist viel besser als es die Tabelle aussagt und ganz stark im Spiel gegen den Ball", weiß Summer.

Ähnlich sieht es Kofler: "Sie haben schon im Sommer viele starke Spielerinnen geholt und jetzt geht es ihnen immer besser auf. Wir haben jedenfalls letztes Jahr schon einmal erleben dürfen, wie toll es ist, ein Cupfinale zu spielen. Da wollen wir unbedingt wieder hin."

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