Acht Minuten? Zlatko Dalic konnte es nicht verstehen. Beim Handelfmeter, den Schiedsrichter Danny Makkelie seiner Mannschaft in der 53. Minute zugesprochen hatte, war zwar ein wenig Zeit verstrichen, ehe Luka Modric den Strafstoß ausführte - aber sonst? Hier und da ein Foul, mal eine Gelbe Karte, ab und zu ein bisschen Zeitspiel der Kroaten.
Allzu viel Anlass, die Partie in die Länge zu ziehen, hatte die zweite Hälfte nicht geboten - Makkelie aber ließ acht Minuten nachspielen und zog damit den Ärger der Kroaten auf sich, die im letzten Augenblick das 1:1 kassierten und nun möglicherweise schon nach der Gruppenphase den Heimweg antreten müssen.
"Ich möchte sagen, dass acht Minuten heute auf keinen Fall berechtigt waren", klagte Dalic und erklärte: "Es gab keine Spielunterbrechungen und auch nicht viele Fouls. Mich nervt, dass Kroatien nicht respektiert und anerkannt wird."
Tatsächlich überraschte es, dass Makkelie eine derart lange Nachspielzeit ansetzte. Im Gegenzug zur WM 2022 in Katar, als die Unparteiischen explizit dazu angehalten waren, Extra-Minuten hinzuzugeben, waren die Nachspielzeiten bei der bisherigen EM eher moderat. Dass beispielsweise das Duell zwischen Schottland und Ungarn um elf Minuten verlängert wurde, hatte mit der schweren Verletzung von Barnabas Varga zu tun - und war die Ausnahme.
Dass nun auch Kroatiens Partie gegen Italien derart ausgedehnt wurde, veranlasste Dalic zu einer rhetorischen Frage, die darauf abzielte, dass die Feurigen, wie Kroatiens Nationalelf genannt wird, keine Lobby hätten. "Passiert das bei Portugal oder Spanien auch?", wollte der 57-Jährige nach dem Spiel wissen und bekannte vor dem Hintergrund des späten Gegentreffers: "Das tut weh und wird auch in den nächsten Tagen und Monaten wehtun. Ich trage die Verantwortung, wenn es fürs Weiterkommen nicht reicht."
Ob seine Mannschaft ein Ticket für die Runde der letzten 16 erhält, hängt nun von den Resultaten der letzten Gruppenspiele ab. Nach derzeitigem Stand jedenfalls ist Kroatien ausgeschieden.