"Wie Kuttin das denn passieren?", spotteten "11 Freunde" und präsentierten ihren übrigen Freunden genüsslich das Video von Manuel Kuttins kapitalem Bock bei der 1:4-Klatsche gegen Sturm Graz vor drei Wochen. "Mir ist lieber, das kommt bei einem solchen Spiel obendrauf, als dass es bei einem 0:0 passiert", hielt WAC-Trainer Robin Dutt damals noch seine schützende Hand über den Goalkeeper. Zwei Spiele und vier (nicht nur unvermeidbare) Gegentore später steht der Neffe des zweifachen Skisprung-Weltmeisters Heinz Kuttin - ausgerechnet vor der Partie gegen seinen Ex-Klub Admira - wie so oft in seiner Karriere womöglich doch vor der Degradierung zur Nummer 2.
Spielersteckbrief Kuttin
17 Spiele in Folge stand der 27-Jährige zuletzt im Kasten des WAC, nachdem Alex Kofler mit der 1:8-Abfuhr gegen Rapid im vergangenen April seinen Nummer-1-Status verloren hatte. Nur einmal in seiner bereits fast achtjährigen Bundesliga-Karriere genoss der Kärntner aus Stockenboi noch länger das Vertrauen seines Trainers. Gleich nach seinem Debüt am 26. Oktober 2013 ließ sich der damals erst 20-Jährige 20 Spiele lang nicht aus dem Tor der Admira verdrängen, ehe ihm Andreas Leitner doch den Rang ablief. Fünf Jahre stand Kuttin danach im Schatten des mittlerweile zum Kapitän der Südstädter aufgestiegenen Leitner, der ihm in dieser Zeit nur noch 22 Mal den Platz im Bundesliga-Tor überließ.
Also packte Manuel Kuttin im Sommer 2019 seine Sachen und kehrte nach Kärnten zurück, "um beim WAC Einser zu werden". In der ersten Saison sahen die Wolfsburger noch keine Veranlassung einen Torhüter-Tausch vorzunehmen, obwohl von den vier Spielen, die der Zweier im Einsatz war, keines verloren ging. Nach seinen 15 Spielen in der zweiten Saison ging Kuttin davon aus, dass "solange ich meine Leistung bringe, sich nicht viel ändern wird".
Tatsächlich wurde er vom neuen Trainer Robin Dutt vor dem Saisonstart bestätigt. Nimmt er jetzt einen Torhüterwechsel vor, würde das Manuel Kuttin schwer treffen. "Es war mein erster grober Fehler, seit ich beim WAC bin", verteidigte er sich nach dem Blackout gegen Sturm. "Ich kann mit so etwas umgehen." Überzeugend beweisen konnte er das in den nächsten zwei Spielen nicht. Und auch sein Gegentorschnitt spricht nicht unbedingt für ihn. 115 Gegentore in 68 Bundesligaspielen ergibt durchschnittlich 1,69 Gegentreffer pro Spiel. Bei Konkurrent Kofler sind es nach 186 Bundesligaspielen 1,42. Wen Robin Dutt gegen die Admira wirklich ins Tor stellt, behält er bis kurz vor dem Spiel für sich: "Das kommentiere ich nie. Da muss sich der Gegner überraschen lassen."
