kicker

Afrika-Cup 2024: Elfenbeinküste ruft Nationalfeiertag aus

"Es ist ein Wunder"

Elfenbeinküste ruft Nationalfeiertag aus - Haller bricht in Tränen aus

Sorgten gemeinsam für einen freien Tag in der Elfenbeinküste: Sebastien Haller (li.) und der ivorische Präsident Alassane Ouattara.

Sorgten gemeinsam für einen freien Tag in der Elfenbeinküste: Sebastien Haller (li.) und der ivorische Präsident Alassane Ouattara. AFP via Getty Images

Aus Abidjan berichtet Michael Bächle

Viele werden es benötigt haben. Noch bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt und gesungen auf den Straßen von Abidjan, der Afrika-Cup-Titel im eigenen Land gefeiert. Wer am Montag ein Taxi sucht, der muss länger warten als sonst. Denn arbeiten müssen die Bürger der Elfenbeinküste heute nicht zwangsweise. Noch in der Nacht rief Staatspräsident Alassane Ouattara, nach dem das Finalstadion in Ebimpé benannt ist und der selbst den Pokal überreichte, für Montag einen nationalen Feiertag aus. "Montag, der 12. Februar wird zum arbeitsfreien und bezahlten Feiertag im ganzen Staatsgebiet erklärt", heißt es in einer Mitteilung des 82-Jährigen.

Die Menschen hatten so Zeit, mit dem Team zu feiern, das im Bus mit Polizei-Eskorte durch Abidjan fuhr. Ob von der Straße aus oder vom kilometerlangen Autokorso, der sich hupend hinter dem Konvoi aufreihte. Und mittendrin: Sebastien Haller. Der Mann, den sie hier schon vor dem Turnier mehr verehrten als alle anderen. Den Mann, der zum Symbol einer Mannschaft wurde, die sich immer und immer wieder zurückkämpfte. Weil er selbst den größtmöglichen Kampf, den ums eigene Leben, gewonnen hat. Dass es Haller war, der die Siegtore im Halbfinale und im Finale erzielte, ist fast schon zu kitschig schön.

Es ist mehr als ein Märchen.

Emerse Faé

Und so wird nach dem 2:1-Sieg im Finale gegen Nigeria in der Elfenbeinküste nicht nur sein Tor in der 82. Minute rauf und runter gespielt, sondern auch das TV-Interview mit dem ehemaligen französischen Nationalspieler Basile Boli, das nach nur wenigen Sekunden wieder vorbei ist. "Es tut einfach gut, ein bisschen dafür belohnt zu werden, dass ich immer daran geglaubt habe", sagt er noch, dann nimmt Boli ihn in den Arm und beide brechen in Tränen aus.

Haller wird eines von zwei großen Gesichtern dieses Titels sein, gemeinsam mit Coach Emerse Faé. Der 40-Jährige, der vor seinem Interims-Engagement nie als Cheftrainer einer Profimannschaft gearbeitet hatte, hat sich in nur vier Spielen in der Verantwortung unsterblich gemacht. "Es ist mehr als ein Märchen", sagte der ehemalige Mittelfeldspieler auf der Pressekonferenz nach Abpfiff. "Es fällt mir schwer, das alles zu realisieren. Es ist ein Wunder."

Faé war eigentlich Co-Trainer von Jean-Louis Gasset, der nach dem 0:4 gegen Äquatorialguinea entlassen worden war - ausgerechnet an Faés 40. Geburtstag. "Das war ein ganz besonderer Geburtstag", sagte Faé. "Ich musste das Ende von Jean-Louis Gasset verkraften, dem ich an dieser Stelle gratulieren möchte. Es ist auch sein Sieg." Und doch wird in der Elfenbeinküste niemand glauben wollen, dass man auch mit Gasset den Titel geholt hätte.

Die Elfenbeinküste feiert den Gewinn des Afrika Cups im eigenen Land.

Gastgeber Elfenbeinküste beweist Größe im Moment des Triumphs

alle Videos in der Übersicht

"Für die Mannschaft war er wie eine Wiedergeburt", hatte Flügelstürmer Simon Adingra bereits nach dem Viertelfinale über Faé gesagt. Und Kapitän Serge Aurier blieb in der Mixed Zone nach dem Finale bei diesem Narrativ: "Nach dem Spiel gegen Äquatorialguinea war unser Hotel wie ein Friedhof. Gerade für die jungen Spieler mussten wir ein paar Tage Mama und Papa spielen." Für Aurier war es bereits der zweite Erfolg beim Afrika-Cup nach 2015, für seinen Coach der erste. Faé stand zwar mit der Elfenbeinküste als Spieler 2006 im Finale, scheiterte aber im Elfmeterschießen, weil ausgerechnet Nationalheld Didier Drogba vom Punkt die Nerven versagten.

"Ich habe immer davon geträumt, den Pokal als Spieler zu gewinnen, aber ich habe es nicht geschafft", sagte Faé. "Ehrlich gesagt kann ich meine Freude gar nicht messen. Es ist riesig, es ist überwältigend." Nicht nur für ihn.

Finals beim Afrika-Cup seit 2000: Immer wieder Elfmeterschießen