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Angerer sagt Goodbye - "Sie ist unheimlich!"

Nationaltorhüterin feiert letztes Heimspiel ihrer Karriere

Angerer sagt Goodbye - "Sie ist unheimlich!"

Ein letzter Gruß an die Portland-Anhänger: Nadine Angerer feierte das letzte Heimspiel ihrer Karriere.

Ein letzter Gruß an die Portland-Anhänger: Nadine Angerer feierte das letzte Heimspiel ihrer Karriere. imago

Betos: "Alle waren so: Hast du Nadine gesehen?"

Wenige Stunden vor Angerers letztem Einsatz für Portland veröffentlichte der Verein ein letztes rührseliges Interview. "Eines der Mädels hier hatte sie letztes Jahr in der Umkleide vor allen anderen gesehen. Und alle waren so: Hast du Nadine schon gesehen? Sie ist riesig. Sie ist so unheimlich", plaudert Ersatzkeeperin Michelle Betos aus dem Nähkästchen.

Doch dann kam alles anders: "Also habe ich für die Saisonvorbereitung erwartet auf diese riesige, furchteinflößende Frau zu treffen. Aber dann war sie das offensichtlich überhaupt gar nicht", lacht die 27-Jährige. Und auch für Christine Sinclair täuschten die ersten Eindrücke: "Sie ist eine komplett andere Person auf und neben dem Platz." Die 224-malige kanadische Nationalspielerin zählt zu den besten Freundinnen von Angerer im Team, hätte aber nie gedacht, dass es einmal so weit kommt. "Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich sie, bevor ich sie kennengelernt habe, für eine der wenigen wirklich einschüchternden Torhüterinnen weltweit gehalten habe. Aber jetzt wo ich sie kenne, kann ich sagen: Das bist du nicht!"

Emotionaler Abschied an die "wahre Nummer 1"

Angerer wurde gar mit einer Choreographie verabschiedet: Die Portland-Fans hielten alle die "1" hoch.

Angerer wurde gar mit einer Choreographie verabschiedet: Die Portland-Fans hielten alle die "1" hoch. imago

Das Spiel gegen die Washington Spirit vor 21.000 "Angerer"-Fans wurde zum stimmungsvollen Abschiedskick. Zwar spuckten die Gäste bis zur Halbzeit gehörig in die Suppe (0:2), allerdings taten Alex Morgan, Tobin Heath und Jodie Taylor bis zur 80. Minute alles dafür, um Angerer im letzten Heimspiel doch noch einmal einen Dreier zu schenken. Der 3:3-Ausgleich durch Crystal Dunn in der 81. Minute beschloss dann aber das schiedlich friedliche Unentschieden. Welche Zuneigung die 146-malige deutsche Nationaltorhüterin zu spüren bekam, war auch für sie überwältigend.

Dass sich Angerer in die Stadt Portland verliebte, ist aber bereits zwölf Jahre her. Während der WM 2003 kam erstmals die Frage auf, ob sie sich vorstellen könne, in den USA zu leben. Ihre knackige Antwort: "Nein, aber ich kann mir vorstellen, in Portland zu leben." Das setzte Angerer 2014 dann um - und gewann sämtliche Sympathien. Kein Wunder, dass Portland versuchte, die gebürtige Unterfränkin zu überzeugen, zumindest noch ein Jahr dranzuhängen.

Ich denke, das ist der beste Punkt aufzuhören, wenn Leute dich überreden wollen, weiterzumachen.

Nadine Angerer über die vielen Versuche, sie umzustimmen

Damit war man aber nicht alleine: "Ich könnte locker noch zwei oder drei Jahre länger spielen. Selbst meine Nationaltrainerin und meine Kolleginnen da haben versucht, mich zum Weitermachen zu überreden. Ich denke, das ist der beste Punkt aufzuhören, wenn Leute dich überreden wollen, weiterzumachen." Auch wenn das den DFB-Frauen nicht gelang, einen letzten Abschiedsgruß wollten sie sich nicht nehmen lassen. Via Twitter entsendeten Goeßling & Co. ein Video, in dem sich alle den "angerschen Zopf" gebunden hatten.

Angerer: "Ich habe eigene Ideen und meine Philosophie"

In Portland sagte man auch via Plakat #Danke: Angerer hatte in den USA viele treue Fans.

In Portland sagte man auch via Plakat #Danke: Angerer hatte in den USA viele treue Fans. imago

Trotz aller Sentimentalitäten ist nach dem Auswärtsspiel in Rochester kommende Woche endgültig Schluss, das soll aber nur der Anfang für die folgende große Aufgabe sein. Nächster Schritt auf der Karriereleiter: Torwarttrainerin. Dafür möchte sie in der ganzen Welt herumreisen und verschiedene Männer- und Frauentrainings besuchen, um die diverse Torwartschulen zu studieren. Danach soll es zurück in die Heimat zum Erwerb der A-Lizenz gehen. "Ich habe meinen ganz eigenen Stil. Ich habe meine eigenen Ideen und meine Philosophie, aber ich will immer noch andere Sachen kennenlernen." Ein Stück weit wird sie ihr Herz aber im Nordwesten der USA lassen. "Portland hat mir so viel gegeben und tut das immer noch. Ich bin sicher, dass ich zurückkommen werde - und wenn es nur ist, um Urlaub zu machen."

msc