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Thierry Gale: Rapids Retter, der lacht wie eine Wurstsemmel

Premieren-Tor für den Mann aus Barbados

Thierry Gale: Rapids Retter, der lacht wie eine Wurstsemmel

Thierry Gale, nachdem er Rapid einen Punkt gegen LASK beschert hat.

Thierry Gale, nachdem er Rapid einen Punkt gegen LASK beschert hat. GEPA pictures/Philipp Brem

Da war er schon wieder, Rapids bereits üblich gewordener Nackenschlag. Robert Zulj schnippelte in der 95. Minute noch einen Ball in den Strafraum und der kurz zuvor eingewechselte Husein Balic, der zuletzt vor eineinhalb Jahren über ein Bundesliga-Tor gejubelt hat, scherzelte ihn per Kopf in die Maschen. Rapid drohte, wie schon vor einer Woche gegen Austria Klagenfurt, nach einer 1:0-Führung wieder mit einer 2:3-Niederlage in die Kabine schleichen zu müssen.

Die sechs Minuten Nachspielzeit waren praktisch vorüber, da nahm Marco Grüll, der erst fünf Minuten zuvor per Elfer für das 2:2 gesorgt hatte, wie im Trotz noch einmal alle Energie zusammen, stürmte die rechte Außenbahn entlang und schlug - das ist jetzt der Original-Ton von LASK-Trainer Thomas Sageder - "eine Flanke, wie ich sie die ganzen 90 Minuten nicht gesehen habe. Und dann fällt der Ball dem kleinsten Spieler auf dem Platz auf den Kopf." Und zum 3:3 ins Tor!

Kleiner Gale ganz groß

"Der kleinste Spieler auf dem Platz" war Thierry Gale, Rapids Mann aus Barbados. "Er lacht in der Kabine wie eine Wurstsemmel", beschrieb Zoran Barisic den Gesichtsausdruck des 21-Jährigen, um dann die weniger poetische Übersetzung nachzuliefern: "Er strahlt bis über beide Ohren." "Ich bin einfach nur glücklich", fand der kleine Mann von den Kleinen Antillen kaum Worte über sein erstes Tor für Rapid. So viel war ihm noch zu entlocken: "Nein, das war kein typisches Tor für mich. Ich bin kein großer Kopfballspieler."

Barisic und alle bei Rapid hoffen jetzt freilich, dass sein Tor noch große Wirkung hat. Für Gale, aber auch für den ganzen Klub. Denn bisher gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem karibischen Nationalspieler für den Rapid-Trainer nicht ganz einfach. "Der lange Flug, die Zeitverschiebung, er hatte jedesmal Jetlag, wenn er von einer Länderspielreise gekommen ist", erklärte Barisic, weshalb der linke Flügelstürmer noch Zeit braucht. "Er ist erst seit kurzem bei uns und muss sich auch noch an die österreichische Liga anpassen, die, wie wir alle wissen, eine Pressing-, Umschalt-, Gegenpressung-Liga ist." Von seinen bisherigen Auslandsstationen in Ungarn (Honvéd) und Georgien (Dila Gori) war er das in diesem Ausmaß nicht gewöhnt. "Aber er ist ein spannender Spieler, der viel mitbringt, wenn er sich erst eimal angepasst hat und integriert ist." Wobei nicht die Integration in die Mannschaft das Problem darstellt (Barisic: „Das sind eh lauter super Burschen“), sondern die Trainingsintensität.

Augenzwinkernd aus dem Ergebnistief

Dem Rapid-Trainer war nach dem doch noch geglückten 3:3 die Erleichterung anzumerken. Seine Mannschaft, meinte er augenzwinkernd, hätte "Moral bewiesen, was aber nicht heißen soll, dass sie vorher unmoralisch war". Eine erneute Niederlage, dessen war er sich bewusst, hätte trotz großteils starker Leistung die Trainerdiskussion neu entfacht. Letztlich würden die Ergebnisse zählen und nicht die Leistungen. "Oder ist Urs Fischer auf einmal ein schlechter Trainer, weil es bei Union Berlin im Moment nicht läuft, sind Steffen Baumgart und Bo Svensson jetzt schlechte Trainer?"

Von einem "gewonnenen Punkt" wollte Barisic aber nicht sprechen. "Wir treten ja an, um Spiele zu gewinnen. Aber ich hoffe, dass wir damit Selbstvertrauen getankt haben und jetzt dran bleiben, um die Ergebnisse einzufahren, die wir brauchen." Denn unterm Strich bleibt auch nach dem 3:3 gegen den LASK: Rapid ist sechs Meisterschafts-Heimspiele hintereinander ohne Sieg. Das hat es in der Rapid-Historie noch nie gegeben.

Horst Hötsch

Die kicker-Elf des 12. Spieltags