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NFL, Super Bowl 2024: San Francisco 49ers sinnen auf Revanche

San Francisco: Star-Power auf allen Ebenen, aber auch ein paar Schwächen

29 Jahre und (k)ein Ende: 49ers sinnen auf Revanche und wollen nicht mehr warten

Zwei der wichtigsten Akteure bei den San Francisco 49ers: Head Coach Kyle Shanahan und Running Back Christian McCaffrey.

Zwei der wichtigsten Akteure bei den San Francisco 49ers: Head Coach Kyle Shanahan und Running Back Christian McCaffrey. Getty Images

Anfang 2020 standen die 49ers das letzte Mal ganz kurz davor, die "Vince Lombardi Trophy" nach Kalifornien zu holen. In einem dramatischen Duell mit bitterem Ausgang unterlag San Francisco aber den Kansas City Chiefs mit 20:31. Nun - vier Jahre später - will das Team von Head Coach Kyle Shanahan die Revanche gegen Kansas City schaffen und sich erstmals seit der Saison 1994 zum NFL-Champion krönen.

Shanahan ist derweil ein gutes Stichwort, denn vor allem mit ihm wird der Erfolg der letzten Jahre (seit 2019 vier Mal im NFC Championship Game) in Verbindung gebracht. Seit dessen Amtsantritt 2017 haben sich die 49ers von einem der schwächsten zu einem der gefährlichsten Teams der Liga entwickelt. Shanahan liegt dabei Football im Blut, denn schon sein Vater Mike war als Trainer zweimaliger Super-Bowl-Sieger - und er hat den jungen Kyle früh geprägt. "Ich hatte fast mein ganzes Leben damit zu tun", hatte der mittlerweile 44-Jährige bei den Media Days über seine Football-Affinität berichtet.

Offensives Star-Ensemble

Shanahan gilt als einer der besten Playcaller der Liga. Seine Offense gilt als äußerst kompliziert, aber gleichzeitig so effizient, dass es - im Vergleich zu anderen Teams - keinen vermeintlichen Superstar-Quarterback braucht. In den vergangenen Jahren war es Jimmy Garoppolo, der die Bälle in San Francisco verteilte, seit Ende der vergangenen Saison heißt der Quarterback Brock Purdy - ein Spieler, dessen Leistungsvermögen von Experten und Fans durchaus kontrovers diskutiert wird.

SUPER BOWL LVIII

Die Spannweite reicht dabei von "individuell erstklassig" bis hin zu "profitiert nur davon, dass das Team gut spielt". Profitiert hat Purdy aber auf jeden Fall von den Verletzungen von Garoppolo und Trey Lance (Nummer drei Pick des NFL-Draft 2021),  für den die 49ers im Zuge eines Up-Trades einiges an Kapital ausgegeben hatten. Dass ein solches Investment nicht aufgeht und man dennoch Jahre später im Super Bowl steht, zeugt wiederum von großer Qualität auf vielen Ebenen. 

Die 49ers-Offensivmaschinerie unter Purdy hat in der laufenden Saison 491 Punkte erzielt, das ist der drittbeste Wert der Franchise-Geschichte nach 1994 (505) und 1948 (495). 2019 (479) und 2022 (450) schnitt man aber unter Shanahan  ebenfalls stark ab - beide Spielzeiten landen in der Franchise-Historie in den Top 10. 

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Die Angriffsreihe der 49ers kann man im Grunde als eine Ansammlung von Star-Power bezeichnen, die sich Jahr für Jahr verbessert. Tight End George Kittle, die beiden Wide Recevier Deebo Samuel und Brandon Aiyuk, Left Tackle Trent Williams - sie alle gehören auf ihren jeweiligen Positionen zur Creme de la Creme der NFL.

Dabei fehlt noch ein prominenter Name in der Auflistung: Running Back Christian McCaffrey, der in der vergangenen Saison via Trade von den Carolina Panthers geholt wurde und die 49ers seither auf Anhieb auf ein neues Level gehoben hat. In der laufenden Saison kommt er auf 1.459 Rushing Yards und 14 Rushing Toudowns, nimmt man seine Produktivität im Receiving Game dazu, sind es sogar 2023 Total Yards und 21 Total Touchdowns.

Werte, mit denen er zu Recht im engsten Favoritenkreis um die Auszeichnung zum Offensive Player of the Year ist. Die Auszeichnung wird am kommenden Wochenende im Zuge der NFL Honors vergeben. 

Defense baut auf seine Eckpfeiler

Die 49ers verfügen über eines der besten offensiven Schemas und Playcallers, sie stellen aber auch eine der besten Defensivreihen der Liga. Mit Pass Rusher Nick Bosa - Defensive Player of the Year des vergangenen Jahres -, Defensive Tackle Arik Armstead und den beiden Linebackern Fred Warner und Dre Greenlaw stehen vier eminente Eckpfeiler der Defense aus dem Super Bowl 2020 nach wie vor in "San Fran" unter Vertrag.

Andere Leistungsträger von damals, wie den damals sich im Endstadium der Karriere befindenden Cornerback Richard Sherman, hat man mittlerweile ersetzt. In Shermans Fall durch Charvarius Ward, der 2022 von den Chiefs gekommen war und vor vier Jahren im Duell gegen die 49ers noch auf der Gewinnerseite gestanden hatte. Er ist nun in seinem zweiten Jahr bei den Niners und hat sich speziell in dieser Saison als einer der besten Cornerbacks der Liga etabliert, was sich auch in den Statistiken widerspiegelt. Mit fünf Interceptions in der regulären Saison belegt er ligaweit den geteilten zweiten Platz, bei verteidigten Pässen landet er sogar auf Rang eins - allerdings unterscheidet sich das je nach Datenerheber. Während ihn "Pro Foootball Focus" mit 17 Pass-Break-Ups anführt, listet ihn ESPN mit 23 Passes Defended.

Bemerkenswert: Die Defensive ist nach wie vor auf einem hohen Level, obwohl es in den vergangenen Jahren immer wieder Veränderungen auf dem Posten des Defensive Coordinators gab. 2020 war das noch Robert Saleh, der ist inzwischen aber Head Coach der New York Jets. Später verlor man auch DeMeco Ryans nach zwei starken Jahren an die Houston Texans, wo er in seinem ersten Jahr als Cheftrainer gleich für Furore gesorgt hat.

Aktuell ist Steve Wilks in der Verantwortung - unter ihm war Leistung der Defense in dieser Saison aber nicht immer auf dem absoluten Top-Level, wie sie es noch in den Jahren zuvor gewesen war. Um wieder mehr Stabilität zu erhalten, holten die 49ers wohl auch deshalb kurz vor der Trade-Deadline Pass Rusher Chase Young. In San Francisco ist das aber Jammern auf hohem Niveau, denn zahlreiche andere Teams wären sicher froh über eine Defense, die in der laufenden Saison im Schnitt nur 17,5 Punkte zugelassen hat (Platz drei). 

Trotzdem: In den Play-offs offenbarten sich ein paar Schwächen - vor allem in der Run Defense, aber auch in Teilen der Offensive. Gegen die Green Bay Packers und die Detroit Lions stand San Francisco zweimal am Rande einer Niederlage. Dank zweier Comebacks kam man dennoch weiter - und zog schlussendlich in den Super Bowl ein. Dort soll nun erfolgreich Revanche an den Kansas City Chiefs und Patrick Mahomes genommen und der insgesamt sechste Super-Bowl-Sieg der historischen Franchise-Geschichte gefeiert werden - es wäre zugleich der erste in der Shanahan-Ära und das Ende einer mittlerweile fast 30 Jahre währenden Wartezeit. 

fys

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